"Das Süßwasser-Aquarium" Emil A. Roßmäßler
Leipzig, 1857
88 stron
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Treść książki:
Das
Süßwaſſer-Aquarium.
Eine
Anleitung zur Herſtellung und Pflege deſſelben
von
E. A. Roßmäßler.
Mit 1 Titelbild und 50 Illuſtrationen in Holzſchnitt.
Das Recht der Ueberſetzung in andere Sprachen wird vorbehalten.
Leipzig:
Hermann Mendelsſohn.
1857.
Vorwort.
Bei meiner Begeiſterung für Alles, was dazu beitragen kann, die
Menſchen zur Natur zu führen, erfüllte ich gern den Wunſch des Herrn
Verlegers, der ſelbſt ein eifriger Pfleger ſeines Aquariums iſt, ein Büch-
lein über dieſe lehrreiche und ſchöne Bereicherung der Dekoration unſerer
Zimmer zu ſchreiben. Der Umſtand, daß eine öffentliche Beſprechung des
Süßwaſſer-Aquariums von mir — gegenüber den engliſchen See-Aqua-
rien — in der weitverbreiteten „Gartenlaube“ *) erſchien, hatte zur Folge,
daß ſchnell in weiten Kreiſen eine große Theilnahme dafür rege wurde.
Damals vermochte ich noch nicht, ganz zufriedenſtellende Anweiſung zur
Einrichtung und Pflege des Süßwaſſer-Aquariums zu geben, und ſo konnte
es nicht fehlen, daß ich bald von vielen Seiten mit Anfragen und mit Kla-
gen überhäuft wurde, denen ich nicht immer gerecht werden konnte.
Wenn ich mir nun auch nicht einbilde, daß ich jetzt durch meine Anwei-
ſung vor jedem Mißlingen ſicher ſtellen könne, ſo iſt doch ſeitdem meine
Erfahrung eine größere geworden, ſo daß ich glaube, daß man weniger
mit Uebelſtänden zu kämpfen haben werde, als ſonſt, wenn man ſich ge-
nau nach den Vorſchriften des vorliegenden Büchleins richten wird.
In den erſten Tagen des April dieſes Jahres veranlaßte mich ein
Wohnungswechſel, mein Aquarium umzufüllen — da man es natürlich
nicht mit der Füllung transportiren kann — und ſeitdem, alſo ſeit fünf
Monaten, entfaltet es ein außerordentlich kräftiges Gedeihen, ohne daß
ich das Waſſer zu erneuern gezwungen geweſen wäre. Mehrere meiner
Freunde ſind in gleichem günſtigen Falle, ſo daß die zuweilen gehörte
Behauptung, die Süßwaſſer-Aquarien verurſachen zu viel Mühe und
Verdruß, ganz ohne Grund iſt.
*) In Nr. 19. des Jahrganges 1856.
|Obgleich ich nicht vorausſetze, daß die Naturforſcher von Fach
Kenntniß von dieſem kleinen Buche nehmen werden, ſo ſpreche ich es doch
hier aus, daß das Süßwaſſer-Aquarium für ſie die erwünſchteſte Gelegen-
heit zur Zucht und Beobachtung vieler, namentlich niederer, Thiere und
Pflanzen darbietet.
Wenn nur erſt die Glashütten und die Eiſengießereien ſich mehr da-
zu herbeilaſſen wollten, Gläſer und Tiſche in größerer Auswahl zu produ-
ciren! Ich hoffe, daß meine anſpruchsloſe Arbeit das Verlangen nach
einem Aquarium und ſomit die Nachfrage nach Gläſern und Tiſchen ſtei-
gern werde, worauf dann nach dem Geſetz des Verkehrs die Befriedigung
der Anfrage ſich ſchon einſtellen wird.
Bis jetzt kenne ich blos die Gläſer der beiden Glaswaaren-Handlun-
gen von Fritzſche und Breiter und von Robert Syrutſchök in
Leipzig. Nach der Größe der Gläſer iſt der Preis 2¼—5 Thlr. Mit
der Herbeiſchaffung der Tuffſteine befaßt ſich namentlich das Agentur-
geſchäft von Georg Schreiber in Leipzig.
Von auswärtigen Verkäufern fertiger Aquarien kenne ich zur Zeit
nur den Herrn Magiſtratsgärtner Werker in den Friedrich-Wilhelms-
Gärten bei Magdeburg, welcher auch einen ausgebreiteten Handel mit
Aquarium-Pflanzen treibt.
Noch darf ich nicht vergeſſen, daß vom Anbeginn meiner Bemühun-
gen, das Süßwaſſer-Aquarium einzuführen, Herr Otto Gittner in Leip-
zig mich unermüdlich unterſtützt und ſeitdem in und außerhalb Leipzigs
viele Aquarien eingerichtet hat, wozu ich ihn empfehlen kann.
Endlich verfehle ich nicht, alle Diejenigen, deren ſchriftliche Anfragen
ich zuletzt nicht immer beantworten konnte, zu bitten, in dieſem Buche die
verlangte Auskunft zu ſuchen und mein Stillſchweigen auf ihre Briefe zu
entſchuldigen.
Möge mein Verſuch, das Süßwaſſer-Aquarium ſeinem Weſen nach
in immer weiteren Kreiſen bekannt zu machen und damit der Verbreitung
naturwiſſenſchaftlichen Strebens bis in das Wohnzimmer der Reichen zu
dienen, kein vergebliches ſein!
Leipzig im Auguſt 1857.
E. A. Roßmäßler.
Inhalt.
Seite
1. Geſchichte des Süßwaſſer-Aquariums 1
2. Von den verſchiedenen Arten der Aquarien 2
3. Was iſt und was ſoll ein Aquarium? 4
4. Allgemeine Regeln für das Aquarium 5
5. Die Pflanzen des Aquariums 8
6. I. Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
a. Waſſerpflanzen 10
7. b. Sumpfpflanzen 28
8. II. Pflanzen für das Baſſin-Aquarium 42
9. Die Thiere des Aquariums 52
10. Behälter zu einem Aquarium 74
11. Die Füllung des Kelch- und des Kaſten-Aquariums und die dazu erforderli-
chen Dinge 78
12. Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere 82
13. Die Jagd 85
14. Das Baſſin-Aquarium 86
1.
Geſchichte des Süßwaſſer-Aquariums.
Länger als eine Minute ſoll meinen freundlichen Leſerinnen und
Leſern nicht Zeit bleiben, über dieſe hochtrabende Ueberſchrift zu lächeln,
denn ich eile, ihnen zu ſagen, daß es mir damit um einen Vorwurf zu
thun iſt, den ich nicht ihnen, ſondern den Naturforſchern, alſo auch mir
ſelbſt machen will. Es bedurfte einer großen gewaltigen Macht, um das
kleine, beſcheidene Süßwaſſer-Aquarium aus dem Studirwinkel der Natur-
forſcher, wo es als Keim längſt im Verborgenen ruhete, hinauszutreiben
zu raſcher Entfaltung auf den Markt des Lebens. Wer kennt ſie nicht
dieſe Macht: den Wetteifer im Begehren und Gewähren naturwiſſen-
ſchaftlicher Kenntniß? Wer freut ſich nicht über dieſe Macht, die berufen
iſt, uns das äußere Leben behaglich zu machen und als wohlthätiges Ge-
witter die ſchwarzen Wolken confeſſioneller Zwieſpaltigkeit allmälig zu
zertheilen und den tiefblauen Himmel natürlichen Wiſſens über aller
Welt leuchten zu laſſen.
Dieſe Macht und keine andere iſt es, welcher wir im Aquarium eine
freundliche Zierde unſerer Zimmer und eine Quelle edeln Genuſſes ver-
danken.
Männer wie Swammerdam, Loewenhoek, Réaumur, Schäffer,
Trembley, deren Namen auf bereits verwitternden Grabſteinen, aber in
unverlöſchlichem Glanze auf den Tafeln der Wiſſenſchaft ſtehen, ſind es,
die wir als die erſten Erfinder, wenn auch als die abſichtsloſen Erfinder
unſerer Aquarien nennen müſſen.
Roßmäßler, Aquarium. 1
Geſchichte des Süßwaſſer-Aquariums.
Alle echten Forſcher, denen es nicht blos darum zu thun iſt, getrock-
nete Mumien von Pflanzen und Thieren aufzuſpeichern, um daran die
Kennzeichen der äußeren Form zu ſtudiren, denen das Leben die Haupt-
ſache iſt — alle pflegten ſeit den älteſten Zeiten der Naturforſchung das
zu erforſchende Leben in ihrer nächſte Nähe, an ihren Arbeitstiſch zu feſ-
ſeln, um täglich und ſtündlich immer und immer wieder die Wandlungen
und Geſtaltungen deſſelben belauſchen zu können. Aus Küche und Vor-
rathskammer verſchwundene Töpfe und Gläſer und Flaſchen und Büchſen
entdeckte die mit Unrecht von der Hausfrau darob ausgeſcholtene Magd
auf dem Studirtiſche ihres Herrn, gefüllt mit allerlei Gethier und räth-
ſelhaftem Waſſergewächs.
Das ſind die Keime unſerer heutigen Aquarien. Jetzt
ſind ſie hinausgewachſen ins friſche freie Leben, wie die Weizenkörner,
die Jahrtauſende in den Gräbern der Pharaonen geruht hatten. Es kam
über ſie der belebende Hauch des Naturdranges unſerer Tage.
Aber nein, daß ſie nicht früher ſich entfaltet haben, ich will den
Naturforſchern doch keinen Vorwurf darüber machen; denn ſie durften
und konnten nicht eher kommen, bis ſie im Einklange mit der Zeit ſtanden.
Das iſt erſt jetzt der Fall.
Nun iſt aber mein Kapitel mit der hochtrabenden Ueberſchrift auch
ſchon zu Ende. Denn mehr als das Lächeln des Leſers würde es ver-
dienen, wollte ich nun des Breiteren auseinanderſetzen, wer möglicherweiſe
den Gedanken des Aquariums zuerſt gehabt, wer ihn zuerſt ausgeführt
habe.
2.
Von den verſchiedenen Arten der Aquarien.
Man halte es nicht für übelangebrachte Wortklauberei, wenn ich
zunächſt die Beibehaltung des lateiniſchen Wortes Aquarium rechtfertige;
denn es läßt ſich dagegen mit Fug und Recht geltend machen, daß unſere
Sprache doch wohl reich und bildſam genug ſei, um auch hier eine paſ-
Von den verſchiedenen Arten der Aquarien.
ſende deutſche Benennung zu finden. Leider iſt es mir nicht gelungen,
eine zu finden, welche kurz und bündig in einem Worte das Ding gut
und wohlklingend bezeichnet hätte. „Der See im Glaſe“, wie ich in mei-
nem vorjährigen Artikel in der „Gartenlaube“ das Aquarium zu nennen
mich bereden ließ, hat, wie ich vorausſah, als zu lang keinen Eingang
gefunden. Eine wörtliche Verdeutſchung von Aquarium könnte nur
„Waſſerei“ lauten, was doch gar zu ſehr wie ein Mißwort Joachim
Heinrich Campe’s geklungen haben würde. „Bücherei“ hat den Fremdling
Bibliothek noch nicht über die Grenze zu jagen vermocht, trotz der Bun-
desgenoſſen Reiterei, Käſerei und andere. Sollte wider alles Erwarten
Waſſerei Anklang und Eingang finden, ſo wird es alsdann als usus
auch bald ein tyrannus werden, aber ein tyrannus läßt ſich ſelbſt nicht
zwingen und erzwingen.
Darum laſſen wir es bei Aquarium. Eben in der Weite ſeiner Be-
deutung und in ſeiner Neuheit und Fremdartigkeit neben der Neuheit des
Dinges ſelbſt liegt des Wortes Annehmbarkeit. Wenn die von jedem
Freunde der Humanität erſehnte Weltſprache erreichbar ſein ſollte, ſo kann
ſie es nur auf dem Wege der natürlichen Entwicklung, d. h. dadurch wer-
den, daß ſich die herrſchenden Sprachſtämme in einander verſchmelzen.
Doch genug gelegentlicher Gelehrtthuerei!
Von den Seewaſſer-Aquarien ſehe ich in Nachſtehendem ganz ab,
weil ich darüber keine Erfahrungen habe, und weil ich nicht glaube, daß
es jemals gelingen werde, anders als mit großen Koſten tief im Bin-
nenlande dergleichen herzuſtellen.
Aber auch die Süßwaſſer- oder meinetwegen Teich-Aquarien können
auf mancherlei Weiſe eingerichtet werden, wenigſtens hinſichtlich ihres
Umfanges und der dadurch gebotenen Wahl der Form und des Stoffes
der Gefäße.
Am beliebteſten und bis jetzt wenigſtens beinahe allein im Gebrauch
ſind die Kelch-Aquarien, wie ich der Kürze wegen diejenigen nennen
will, welche aus einem großen, weiten, kelchartigen Glasgefäße beſtehen.
Das Titelbild zeigt ein ſolches auf der linken Seite.
1*
Von den verſchiedenen Arten der Aquarien.
Daran ſchließen ſich zunächſt die Kaſten-Aquarien, welche aus
Glastafeln in einem gußeiſernen Sparrwerk zuſammengeſetzt ſind. Siehe
rechts auf dem Titelbilde.
Als dritte Art bezeichne ich die Baſſin-Aquarien. Sie ſind nur
in Gewächshäuſern und Gartenſalons anzubringen und bilden ein ge-
mauertes und mit einer Thonſohle ausgeſchlagenes Baſſin.
Bevor wir dieſe drei Formen des Aquariums und nach Maaßgabe
derſelben die beziehendlichen Rückſichten bei ihrer Herſtellung durchgehen,
will ich einiges Allgemeine vorausſchicken.
3.
Was iſt und was ſoll ein Aquarium?
Obgleich durch meinen Artikel „Der See im Glaſe“ in der weitver-
breiteten „Gartenlaube“ das Aquarium weit und breit zur Kunde Aller
gekommen zu ſein ſcheint, ſo kann doch vielleicht mancher Leſer dieſes
Büchleins in ihm die erſte Nachricht davon erhalten, und zumeiſt für
ſolche ſind die nachfolgenden Zeilen geſchrieben.
Ein Aquarium iſt eine freundliche Zimmerzierde und zugleich ein
ewig lebendiger Quell belehrender Unterhaltung, durch Zuſammenbringen
von Waſſerpflanzen und Waſſerthieren in ihrem Leben zuſagenden Be-
hältern. Was es alſo ſoll, iſt damit zugleich ausgedrückt und iſt nur
noch etwa hinzuzufügen, daß es ein nicht unbedeutend zu nennender
Schritt iſt auf der Bahn zu eingehender Beachtung der uns umgebenden
Natur, ein Mittel, die Aufmerkſamkeit auf ſolche Punkte des Naturlebens
zu lenken, die außer von den Naturforſchern unbeachtet gelaſſen zu wer-
den pflegen; ein Heilmittel gegen die kindiſche Scheu der Unwiſſenheit,
womit Dinge gemieden werden, die nicht nur nicht verabſcheuungswürdig
oder gar gefahrdrohend, ſondern reich an ungeahnter Schönheit und an
Anregung ſind.
Was die Natur auf dem Grunde der Teiche und Sümpfe und an
deren für feuchtigkeitsſcheue Füße unnahbaren Rändern birgt, das bleibt
Was iſt und was ſoll ein Aquarium?
den Meiſten ein ewiges Geheimniß, mit Ausnahme der Fiſche und Krebſe,
die man auf den Mittagstiſch bringt. Kennen wir ja doch außer unſeren
Gartenblumen und den Garten- und Feldfrüchten auch das Pflanzenreich
meiſt nur als große, grüne, buntbeblümte Maſſe, und vom Thierreiche
außer den bekannten vierbeinigen und den gefiederten Vertretern nur das,
was über unſere Wege kreucht und fleucht und — geſtehen wir es uns
nur ein — oft beſſer in ihren von Buch zu Buch ſich vererbenden Kon-
terfeien, als in der Wirklichkeit.
Daß es ſo iſt — und es iſt ſo — iſt eine Schande, oder minde-
ſtens ein beklagenswerther Fehler, der weniger dem Einzelnen, als dem
Ganzen zur Laſt fällt. Dem Ganzen — d. h. der öffentlichen Vorſorge
für Volksbildung. Es iſt hier nicht der Ort, zu unterſuchen, ob hierbei
eine irrige aber wohlgemeinte Umgrenzung des der Jugend zu gewähren-
den Wiſſens, ob Gedankenloſigkeit oder Abſicht zum Grunde liegt. Ge-
nug, es iſt ſo.
Um aber ganz gerecht zu ſein, muß ich noch zugeſtehen, daß — ſei
die gerügte Sachlage ein Unrecht oder ein Fehler — Beides dadurch ſehr ge-
mildert wird, daß wir alleſammt, vielleicht mit nur ſehr wenigen Aus-
nahmen, in der Kunſt des naturwiſſenſchaftlichen Jugendunterrichts noch
arge Stümper ſind. Freilich muß man, um mir hierin Recht zu geben,
mit mir der Anſicht ſein, daß Kenntniß der uns umgebenden Natur die
Grundlage des Unterrichts ſein müſſe.
Tadelt man mich vielleicht, daß ich hier Unzuſammengehöriges zu-
ſammenbringe, ſo kann ich mich dagegen hoffentlich mit Erfolg damit
vertheidigen, daß ich ſage: ich faſſe das Aquarium eben von dem höchſten
Geſichtspunkte auf, was mir eben ſo unverwehrt ſein wird, als ich es
Jedermann frei ſtelle, ſich daran nur erfreuen zu wollen.
4.
Allgemeine Regeln für das Aquarium.
Ich ſollte eigentlich mehr von Geſetzen reden, denn es ſind dabei
allerdings einige Grundgeſetze des Thier- und Pflanzenlebens zu beob-
Allgemeine Regeln für das Aquarium.
achten, wenn man nicht Geld und Zeit damit verlieren und Verdruß
ernten will.
Es iſt eins der wichtigſten und zugleich der intereſſanteſten Grund-
geſetze der Natur, daß hinſichtlich zweier Grundbedingungen von Thier-
und Pflanzenleben zwiſchen dieſen beiden eine auffallende Wechſelbezie-
hung beſteht. Das Thier nimmt durch die Athmung als unentbehrliche
Lebensbedingung fortwährend Sauerſtoff ein und giebt dafür durch die
Ausathmung Kohlenſtoff — in der Form von Kohlenſäure — aus,
während die Pflanze eben ſo nothwendig Kohlenſäure aufnimmt, und
Sauerſtoff aushaucht. Eins alſo liefert dem Andern als unentbehrlichen
Bedarf, was es ſelbſt nicht mehr zum Leben verwenden kann; Eins dient
dem Andern.
Aber die von dem Thiere ausgeathmete Kohlenſäure iſt dieſem ſelbſt
ein tödtendes Gift, was ihm die Luft und den Kiemenathmern das Waſ-
ſer unathembar macht. Deshalb muß dafür geſorgt werden, daß dieſelbe
aus dem Waſſer des Aquariums entfernt werde. Dies beſorgen die darin
wachſenden Pflanzen, denen eben die Kohlenſäure ein nothwendiges
Nahrungsmittel iſt.
Da die im Waſſer lebenden Thiere, welche zur Waſſerathmung meiſt
mit Kiemen verſehen ſind, den ihnen nothwendigen Sauerſtoff ſich nicht
durch Zerſetzung des Waſſers aneignen können, welches aus Waſſerſtoff
und Sauerſtoff zuſammengeſetzt iſt, ſondern denſelben nur durch die dem
Waſſer beigemengte Luft beziehen können (bekanntlich ein Gemiſch von
Sauer- und Stickſtoff), ſo iſt natürlich in der geringen ruhenden Waſſer-
menge des Aquariums deren Gehalt an Luft und mithin an verfügbarem
Sauerſtoff von den Thieren bald erſchöpft, weil die Luftaufſaugung des
Waſſerſpiegels jedenfalls langſamer vor ſich geht, als der Sauerſtoff-
verbrauch der darunter lebenden Thiere. Pflanzen, die mit ihren grünen
Stengeln und Blättern immer unter der Oberfläche des Waſſers bleiben,
oder wenigſtens auf derſelben ſchwimmen, müſſen den Thieren die unauf-
hörliche Sauerſtoffquelle bieten. An manchen ſolchen Waſſerpflanzen
bedecken ſich die unter dem Waſſerſpiegel befindlichen grünen Theile oft
Allgemeine Regeln für das Aquarium.
mit feinen zu größeren zuſammenfließenden Luftperlen, welche aus Sauer-
ſtoff beſtehen.
Die Thiere machen aber nicht nur durch die ausgeathmete Kohlen-
ſäure ſich ſelbſt das Waſſer unathembar, ſondern auch durch ihre Aus-
wurfsſtoffe und durch andere Dinge, z. B. abgeſtreifte Häute, welche im
Verein mit den abgeſtorbenen Pflanzentheilen in dem Waſſer verfaulen
und dadurch ebenfalls Kohlenſäure, Kohlenwaſſerſtoffgas, Phosphorwaſ-
ſerſtoffgas und Schwefelwaſſerſtoffgas entwickeln, alles für das Thier-
leben gefährliche Luftarten.
Wir errathen nach dieſen Mittheilungen leicht, daß im Aquarium
zunächſt darauf Bedacht zu nehmen iſt, Thiere und unter dem Waſſer
vegetirende Gewächſe in ſolchem Verhältniß zu einander zu bringen, daß
ſie ſich gegenſeitig die gedeihlichen Lebensbedingungen ſchaffen und die
nachtheiligen Stoffe einander aus dem Wege räumen.
Die größte Gefahr für das Gedeihen eines Aquariums liegt in dem
Verderben des Waſſers durch das Faulen darin geſtorbener Thiere.
Dieſes Verderben tritt zuweilen ſehr ſchnell ein und giebt ſich durch eine
Trübung des Waſſers kund, welcher alsdann ſehr bald ein übler Geruch
und darauf der Tod aller Thiere folgt.
Ein Uebelſtand liegt ferner darin, daß man eine hohe Erwär-
mung des Waſſers verhindern muß, und dabei dennoch wenigſtens zeit-
weilig der Zutritt des Sonnenſcheins nothwendig iſt, um die
Energie der Lebensthätigkeit der Pflanzen zu erhöhen, welche theils in
der Ausſcheidung von Sauerſtoffgas, theils in der Aufſaugung verwe-
ſender Stoffe beruht.
Es iſt daher ein beſonderes Augenmerk auf die zweckmäßige
Aufſtellung des Aquariums zu richten. Unbedingt zu vermeiden
iſt die volle Mittagslage, namentlich in den Monaten, wo die Sonne im
Mittage bereits tiefer ſteht und doch noch ſehr warm ſcheint. Iſt dieſe
Lage unvermeidlich, ſo muß das Aquarium mindeſtens 1 Fuß vom Fen-
ſterbret abſtehen und bei heißem Sonnenſchein durch ein Rouleau geſchützt
werden. Findet man das Waſſer über 16° R. erwärmt, ſo kann man
Allgemeine Regeln für das Aquarium.
entweder durch theilweiſen Erſatz deſſelben durch friſches Brunnenwaſſer
abhelfen, oder dadurch, daß man ein naſſes und naß erhaltenes wollenes
Tuch an der ganzen Außenfläche des Aquariums dicht anfügt, deſſen
fortwährende Verdunſtung Kälte erzeugt. Die Naßerhaltung wird dadurch
bewirkt, daß man das Tuch über den Rand des Aquariums bis in das
Waſſer deſſelben überſchlägt, wodurch fortwährend Waſſer empor und
auswendig am Tuche herabſteigt.
An den Füßen des Aquarium-Tiſches müſſen Rollen angebracht
ſein, um nöthigenfalls daſſelbe von zu ſtark erwärmten Fenſtern an einen
andern Platz rollen zu können. Deshalb ſind Eckzimmer mit Fenſtern
nach zwei Himmelsgegenden ganz beſonders paſſend zur Aufſtellung des
Aquariums.
Welches Waſſer das angemeſſenere ſei, ob weiches oder hartes,
kann ich vor der Hand noch nicht entſcheiden, da ich ſeit nun faſt zwei
Jahren und zwar mit dem beſten Erfolg nur Brunnenwaſſer anwende
und zwar ſehr reines und friſches, wie es aus dem Sandgrunde der Oſt-
ſeite Leipzigs gepumpt wird. Einige von Andern gemachte Erfahrungen
ſcheinen gegen die Wahl des Fluß- oder Bachwaſſers zu ſprechen, weil in
Aquarien mit ſolchem Waſſer die niederen Algen in einer ſehr läſtigen
Weiſe überhandnehmen.
Ehe wir zu einigen beſonderen Regeln für das Aquarium überge-
hen, ſchalte ich nun eine Aufzählung und kurze Beſchreibung der dazu
erforderlichen oder wenigſtens brauchbaren Pflanzen und Thiere ein,
weil wir dieſe erſt kennen müſſen, bevor wir zur Füllung des Aquariums
ſchreiten können.
5.
Die Pflanzen des Aquariums.
Mit einigen wenigen Ausnahmen ſchlage ich auch hier, wie in dem
Artikel in der „Gartenlaube“, nur einheimiſche Pflanzen vor, treu mei-
nem in allen meinen naturwiſſenſchaftlichen Volksbüchern mich bewegen-
Die Pflanzen des Aquariums.
den Streben, vor Allem die beachtende Aufmerkſamkeit meiner Leſer und
Leſerinnen auf die heimiſche Natur zu lenken.
Es wird wenig Orte in Deutſchland geben, wo man ſehr weit zu
gehen hätte, um die für das Aquarium geeigneten Pflanzen zu finden.
Teiche, Sümpfe, Lachen, breite Wieſengräben, Moorwieſen finden ſich
ja faſt überall. Sie ſind unſere Pflanzenlieferanten.
Man darf ſich nicht einbilden, daß man ein Aquarium nur zu be-
pflanzen braucht, um es dann für ewige Zeit zu fortdauernder Selbſtver-
jüngung ſich überlaſſen zu können. So leichten Kaufs kommt man nicht
davon, und man muß es eben ſo wie die Gartenbeete zu Zeiten wieder
ganz friſch bepflanzen oder wenigſtens entſtandene Lücken wieder aus-
füllen. Um nun nicht gar zu oft damit zu thun zu haben, muß man den
Hauptbeſtand von ausdauernden Pflanzen bilden; und auch dieſe ſterben
manchmal ab, denn ſo ganz nach ihrem Sinne verſtehen wir es den
Pflanzen des Aquariums doch noch immer nicht zu machen.
Einjährige Waſſerpflanzen, die im Schlamme wurzeln, ſind über-
haupt ſchwer anzubringen, außer bei einer Neufüllung des Aquariums,
und mit Anſäen iſt noch weniger auszurichten, wenigſtens mangelt es
hierüber noch an Erfahrungen. Man muß daher von einjährigen Waſ-
ſerpflanzen (z. B. Veronica Beccabunga) junge, etwa fingerlange
Exemplare einpflanzen.
Bei der Anordnung der Aquarium-Pflanzen glaube ich
die verſchiedenen Formen des Aquariums zunächſt berückſichtigen zu müſ-
ſen, um die Auswahl derſelben nicht irre zu führen. Wir nehmen zunächſt
diejenigen Pflanzen durch, welche ſich für das Kelch- und das Kaſten-
Aquarium eignen. Dieſelben ſind natürlich zugleich auch für das Baſſin-
Aquarium brauchbar, aber nicht umgekehrt diejenigen Pflanzen, welche
ſich außerdem noch für das letztere eignen, auch für die erſteren, und zwar
wegen ihrer Größe.
Die zuerſt aufgezählten Arten ſind die ſich am meiſten empfehlenden,
die aus mancherlei Gründen weniger empfehlenswerthen oder neben den
erſteren wenigſtens überflüſſigen ſind zuletzt aufgeführt. Bei uns nur ſel-
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
ten wild vorkommende Pflanzen ſind entweder ganz weggelaſſen, oder als
ſolche wenigſtens bezeichnet. Wenn über ihre Verbreitung nichts Näheres
angegeben iſt, ſo iſt anzunehmen, daß ſie faſt überall in Deutſchland
vorkommen.
Aus ſpäter anzugebenden Gründen unterſcheide ich ferner Waſſer-
und Sumpfpflanzen.
6.
I. Pflanzen für das Kelch-
und das Kaſten-Aquarium.
a. Waſſerpflanzen.
[Abbildung] Fig. 1.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das Pfeilkraut, Sagittaria sagittifolia. (⅕)
a eine männliche Blüthe von oben, b eine ſolche von der
Seite und darunter eine weibliche, verblüht, nat. Gr.
Darunter verſtehe ich ſol-
che, welche im Waſſer ſelbſt,
auch in fließendem, wachſen,
auf deſſen Boden wurzelnd.
1. Das Pfeilkraut, Sagit-
taria sagittifolia. Die deut-
ſche und die wiſſenſchaftliche
Benennung, letztere ſogar zum
Ueberfluß doppelt, kennzeichnet
allein ſchon dieſes ſchöne Ge-
wächs vollkommen deutlich,
denn ſein Blatt iſt ein treues
Abbild von Amor’s ſüße Wun-
den ſchlagendem Geſchoſſe, wie
unſere Fig. 1. zeigt. Das Pfeil-
kraut findet ſich in Deutſchland
ſehr allgemein verbreitet an den
Rändern von Teichen und gro-
ßen Lachen, in Sümpfen und
verſchilften Gräben, ſelbſt an
Flußufern. Um es zur rechten
Zeit ſammeln und — finden zu
Waſſerpflanzen.
können, muß man wiſſen, daß es vom Spätherbſt bis zum Frühjahr nicht
mehr zu ſehen iſt. Es hinterläßt in dieſer Zeit im Schlamme kirſchgroße
braungrüne Knollen, aus denen ſich zuerſt ein zolllanges ſtengelartiges
Gebilde und an deſſen Spitze erſt eine Knospe entwickelt, aus welcher
anfangs ſchmale bandförmige, dann einige ſpatelförmige und erſt vom 4.
und 5. Blatt an pfeilförmige Blätter hervorwachſen, zwiſchen denen der
etwa 1 bis 1½ Fuß hohe Blüthenſchaft hervortritt. An dieſem ſtehen
oben männliche und unten weibliche Blüthen mit drei ſchneeweißen Blu-
menblättern. Dieſe prächtige Pflanze wird vielen meiner Leſer noch un-
bekannt ſein, denn ſie wächſt an Orten, wohin nur der Fiſcher und der
Naturforſcher oder — der Badende kommt, und ſie wird ihnen, wenn ſie
dieſelben zum erſtenmale ſehen, wie ein Fremdling erſcheinen. Sie bildet
unbedingt den ſchönſten Schmuck der kleineren Aquarien und darf darin
nie fehlen. *)
2. Der Froſchlöffel, Alisma Plantago. (Fig. 2.) Seine ſchönen, ſich
aus dem Waſſer erhebenden eirunden, langgeſtielten Blätter bilden eine er-
wünſchte Abwechſelung neben den dreiſpitzigen des Pfeilkrautes, und ſein
tannenähnlich verzweigter, mit zahlreichen roſenrothen Blümchen bedeckter
Blüthenſchaft erhebt ſich pyramidenartig hoch darüber empor. Der Froſch-
löffel iſt an denſelben Orten wie das Pfeilkraut eine unſerer gemeinſten
Pflanzen und findet ſich faſt in jedem Waſſergraben. Seine erſten Früh-
jahrsblätter haben auch eine ſehr kleine, nur wenig vom Blattſtiele durch
größere Breite ſich unterſcheidende Blattfläche. Will man gelegentlich
einmal die zierliche Pracht des Pflanzenzellgewebes ſehen, wozu hier ein
ſcharfes Auge kaum der Lupe bedarf, ſo ſchneide man mit einem recht
ſcharfen Federmeſſer ein ganz feines Querſchnittchen aus dem dicken Ende
*) Die den Figurenbezeichnungen beigeſetzten Bruchzahlen geben die Größe der
Figuren an. An Fig. 1. bedeutet z. B. der Bruch ⅕, daß die ganze Pflanze bis auf
ein Fünftel verkleinert iſt, dagegen an Fig. 3 c der Bruch 4/1, daß die Figuren vier-
fach vergrößert ſind.
Es iſt auf den Abbildungen immer angegeben, ob und wie tief ungefähr die
Pflanze im Waſſer ſteht.
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
[Abbildung] Fig. 2.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Froſchlöffel, Alisma Plantago. (⅙)
a ein kleiner Zweig der Blüthentraube, nat. Gr.
eines Blattſtieles und
betrachte es gegen das
Licht. Sobald das Eis
von den Gräben und
Lachen weg iſt, beginnt
der überwinterte Wur-
zelſtock unter dem Waſ-
ſer bald zu treiben und
beim Aufſuchen wird
man durch die abgeſtor-
benen Blüthenſtengel
geleitet. Der Froſch-
löffel verdient ebenfalls
erſte Berückſichtigung
und iſt leicht überall zu
finden.
3. Segge oder Ried-
gras, Carex. Von die-
ſem artenreichen Ge-
ſchlecht, welches an je-
dem Teichrande, in je-
dem Sumpfe, jedem
Graben, wenigſtens
durch eine oder einige
ſeiner größeren Arten vertreten iſt, gehört eine oder die andere unbedingt
ganz vorzugsweiſe in das Aquarium, indem ihre ſchönen im Bogen
geſchwungenen ſchmalen Schilfblätter neben denen der beiden erſten
Pflanzen einen angenehmen Kontraſt bilden. Beſonders empfehlen ſich:
C. Pseudocyperus (Fig. 3.), acuta, vesicaria, ampullacea und
riparia (mit meergrünen Blättern und am kräftigſten). Sie ſind ſämmt-
lich ausdauernd und entwickeln im Mai und Juni ihre zierlichen in einer
lockern Rispe vereinigten walzenförmigen, meiſt in ſchönem Bogen auf
Waſſerpflanzen.
fadendünnen Stielen abwärts ge-
neigten Blüthenährchen, von de-
nen die oberen männliche, die un-
teren weibliche Blüthchen tragen.
4. Untergetauchtes Hornblatt
Ceratophyllum demersum. Wie die
umſtehende Abbildung (Fig. 4.)
zeigt, ein ſonderbares Gewächs,
was die meiſten meiner Leſer wohl
auch noch keines Blickes gewürdigt
haben werden. Es findet ſich
ziemlich häufig in Teichen, tieferen
Lachen, Sümpfen und Gräben, de-
ren Boden es oft ganz überzieht und
dieſem dann das Ausſehen giebt,
als wenn er mit hineingeworfenem
Tannengezweig bedeckt wäre. Die
reich verzweigten fadendünnen, oft
mehre Ellen langen Stengel wur-
zeln zwar im Boden, es genügt
aber, einige Ranken in das Waſſer
zu werfen, wo ſie dann freudig
[Abbildung] Fig. 3.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die cypergrasartige Segge, Carex Pseudo-
cyperus. (⅙)
a weibliche Aehre, b einzelnes weibliches Blüthchen,
c männliches, beide 4/1.
ohne zu wurzeln fortwachſen. Sie ſind mit eigenthümlichen, gabelartig
geſpaltenen, ſchmalen, in kurzen Abſtänden quirlartig geordneten Blättern
bedeckt. Ihre ſehr unſcheinbare Blüthe trägt die Pflanze nur höchſt ſelten.
Sie bleibt immer unter dem Waſſer und iſt nach meiner Erfahrung gera-
dehin eine unentbehrliche Zierde des Aquariums, weil ſie ganz beſonders
zur Reinerhaltung des Waſſers beizutragen ſcheint. Um ſo erwünſchter
iſt es, daß das Hornblatt ſich Alles bieten läßt, indem fingerlange ab-
geriſſene Zweigſpitzen unweigerlich fortwachſen. Beim Einſammeln muß
man es jedoch vor dem Vertrocknen, was ſehr leicht erfolgt, wohl in Acht
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
[Abbildung] Fig. 4.
[Abbildung]
[Abbildung]
Untergetauchtes Hornkraut, Ceratophyllum demersum. (½)
a ein Blätterquirl mit jungen Trieben, nat. Gr.
nehmen. Die im Aquarium hinzugewachſenen Blattquirle leuchten im
brillanteſten Grün.
5. Aehrenförmiges Tauſendblatt, Myriophyllum spicatum. (Fig. 5.)
In Habitus, Standort und Lebensweiſe dem Hornblatt ſehr ähnlich,
nur ſind ſeine ebenfalls quirlſtändigen Blätter zart federförmig zerſchliſ-
ſen; eigentlich nur ſeine Blattgerüſte und ſeine dickeren Stengel erheben
zur Blüthezeit ihre Spitzen etwas über den Waſſerſpiegel. Es verträgt
die wurzelloſe Uebertragung in das Aquarium nicht ganz ſo gut wie
das Hornblatt, ſieht aber noch zierlicher aus, und entwickelt häufiger
ſeine kleinen ſtielloſen, quirlſtändigen, roſenfarbigen Blüthchen. Seine
Blätter ſind wie die des Hornblattes vorzügliche Pflanzſtätten für Infu-
ſorien, von denen ſie oft wie von einem zarten Flaum ganz eingehüllt
erſcheinen. Wegen der großen Aehnlichkeit mit dem Hornblatt, von dem
Waſſerpflanzen.
[Abbildung] Fig. 5.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das Tauſendblatt, Myriophyllum spicatum. (½)
a männliche Blüthe mit den vier Blumenblättern, b eine ohne dieſe, c d eine weibliche blumenblattloſe
Blüthe, ohne und mit den Kelchblättchen.
es ſich durch die angegebene Blattform dennoch leicht unterſcheiden läßt,
ſollte man beide zuſammen, namentlich in einem Kelch-Aquarium, nicht
aufnehmen, da ſie ſich darin zu wenig von einander unterſcheiden.
6. Der Froſchbiß, Hydrocharis morsus ranae. (Fig. 6.) Dies hüb-
ſche Gewächs mit dem ſonderbaren Namen iſt ein echter Schwimmer, da
ſeine etwa 5—8 Zoll langen, dicht mit feinen Haaren beſetzten Wur-
zeln niemals den Boden erreichen, ſondern frei in das Waſſer hinab-
hängen. Zwiſchen 3 bis 4 ſolchen Wurzeln erſcheint der Stengel abwärts
wie abgebiſſen, als ob hier die Haupt- oder Pfahlwurzel fehle. Der
Volkswitz giebt dies dem Meiſter Froſch ſchuld. Aus dem faſt auf Null
reducirten Stengel unmittelbar über der Wurzel entſpringt ein Strauß
ſehr regelmäßig geſtalteter nierenförmiger Blätter, welche platt auf dem
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
[Abbildung] Fig. 6.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Froſchbiß, Hydrocharis morsus ranae. (½)
a männliche, b weibliche Blüthe, beide nat. Gr.
Waſſer ſchwimmen. Dazwiſchen erheben ſich auf ziemlich langen Stielen
einzelne ſchneeweiße dreiblättrige Blumen, in denen ein ſonderbares Ge-
ſchlechtsverhältniß ſtattfindet. In den Blüthen der einen Pflanze finden
ſich 9 Staubgefäße und 3 verkümmerte keine Samen bringende Piſtille
(a), in denen einer andern dagegen ſechs zweitheilige ſtrahlig geordnete Nar-
ben und drei verkümmerte Staubgefäße (b). Keine kann für ſich keimfähi-
gen Samen bilden und die Pflanze iſt daher eine ſogenannte zweihäuſig
getrenntgeſchlechtige. Der Blüthenſtaub der erſten muß auf die Narben
der letzteren gelangen, um in dieſen die Samenbildung einzuleiten.
Der Froſchbiß iſt auf Teichen, in Lachen und waſſerreichen Süm-
pfen ziemlich weit verbreitet, doch manchmal fehlt er auch ganzen Gegen-
den. Im März und April findet man an der Oberfläche der Gewäſſer
ſchwimmend die jungen Pflänzchen, welche ſich aus kapernähnlichen
Knospen entwickeln, die den Winter über auf dem Boden geruht
haben.
7. Waſſerſterne, Callitriche. Wenn einer Gegend die Gattungen
Myriophyllum und Ceratophyllum (Fig. 4. u. 5.) fehlen ſollten, ſo
fehlten ihr doch vielleicht eine oder die andere Art des Waſſerſternes nicht
Waſſerpflanzen.
und können daher die Arbeit jener im Aquarium verrichten, da die langen
fadendünnen Stengel, welche reich mit ganz ſchmalen Blättchen beſetzt
ſind, ebenfalls immer unter dem Waſſer bleiben. Nur die etwas breiteren
dicht gedrängten Blätter der Stengelſpitzen ſchwimmen als zierliche Ro-
[Abbildung] Fig. 7.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der gemeine Waſſerſtern, Callitriche verna, (n. Gr.).
a männliche, b weibliche Blüthe, 3/1.
ſetten auf dem Waſſerſpie-
gel, um die in ihren Ach-
ſeln ſtehenden, auf das ein-
fachſte Maaß beſchränkten
Blüthchen an die Luft tre-
ten zu laſſen. Dieſe beſte-
hen nur aus Staubgefäß
oder Piſtill, denn ſie ſind
auch getrenntgeſchlechtig,
und haben anſtatt Kelch
und Blumenkrone nur
zwei kleine Deckblättchen.
Namentlich in Wald- und
Wieſengräben kommen die
zwei gemeinſten Arten:
C. verna (Fig. 7.) und
stagnalis ſehr häufig vor,
und füllen dieſelben manch-
mal ſtellenweiſe beinahe
ganz aus. Man muß ſie
in die Erde des Aqua-
riums einpflanzen, da ſie
ſonſt zwar fortwachſen, aber unordentlich auf dem Waſſer umher-
ſchwimmen.
8. Waſſerminze, Mentha aquatica. (Fig. 8.) Eine Gattungsſchwe-
ſter der Pfeffer- und Krauſeminze, übertrifft ſie dieſe durch ihren noch an-
genehmeren erfriſchenden Wohlgeruch. Der gerade aufſteigende Sten-
Roßmäßler, Aquarium. 2
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
gel trägt eirunde ſaftgrüne Blätter. Der Geruch unterſcheidet ſie leicht
von den folgenden ihr ſonſt ſehr ähnlichen zwei Ehrenpreisarten.
[Abbildung] Fig. 8.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Waſſerminze, Mentha aquatica. (⅓)
a ein einzelnes Blüthchen (5/1).
[Abbildung] Fig. 9.
[Abbildung]
[Abbildung]
Bachbungen, Veronica Beccabunga. (⅓)
a eine Blüthenähre, nat. Gr.
9. Quellen-Ehrenpreis oder Bachbungen, Veronica Beccabunga
(Fig. 9.), und Waſſer-Ehrenpreis, V. Anagallis. Bevor beide Pflanzen ihre
Blüthen entwickelt haben, muß auch der einigermaßen bewanderte Kenner
manchmal ſeine Naſe zu Rathe ziehen, um ſie von der Waſſerminze zu
unterſcheiden, mit der ſie auch denſelben Standort theilen. Sie ſind noch
häufiger als jene, und außer dem ihnen fehlenden Wohlgeruch erſetzen ſie
im Aquarium die Minze vollkommen.
10. Waſſerſchlauch, Utricularia vulgaris. (Fig. 10.) Mit dieſer
Pflanze mache ich wegen ihrer Schönheit und Sonderbarkeit eine
Ausnahme, denn ſie iſt keineswegs ſo gemein, wie ihr lateiniſcher Art-
name ſagt. Wo ſie aber einmal vorkommt, namentlich in ſumpfigen Nie-
Waſſerpflanzen.
derungen, da iſt ſie gewöhnlich auf jedem Sumpfe in Menge anzutreffen.
Die ganze Pflanze iſt recht eigentlich blos ein Gerippe, da von den ur-
[Abbildung] Fig. 10.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der gemeine Waſſerſchlauch, Utricularia vulgaris. (¼)
a eine Blüthe, nat. Gr., b ein Schlauch, ſtark vergrößert.
ſprünglich ziemlich groß angelegten Blättern nichts zum Daſein gekom-
men iſt, als das feine Blattgerippe, an deſſen zarten Veräſtelungen ſon-
derbare flaſchenförmige Luftblaſen hängen, als wenn das Gewächs der-
ſelben bedürfte, um nicht unterzuſinken. Der dünne gerade Blüthenſchaft
erhebt ſich aus dem Waſſer und trägt einige abenteuerlich geſtaltete gold-
gelbe Blumen. Der Waſſerſchlauch iſt übrigens vielleicht weiter verbreitet,
als man glaubt, denn da er ziemlich ſelten blüht, ſo fallen ſeine unter
dem Waſſer bleibenden Theile um ſo weniger ins Auge. Die feine
Wurzel haftet im Schlamme.
11. Tannenwedel, Hippuris vulgaris. (Fig. 11.) Auch eine nicht über-
all vorkommende, aber wie unſere Abbildung zeigt, ebenfalls ſehr eigen-
2*
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
[Abbildung] Fig. 11.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der gemeine Tannenwedel, Hippuris
vulgaris. (½)
a ein Blüthchen (8/1), b ein Stengelſtück, nat. Gr.
thümliche, ungewöhnliche Ge-
ſtalt. Der dicke Schaft iſt
dicht mit quirlſtändigen
Blättchen bedeckt, in deren
Achſeln ſich die blos aus 1
Staubfaden und 1 Pi-
ſtill ohne Blumenkrone und
Kelch beſtehenden Blüthchen
finden. Die einfachen Sten-
gel erheben ſich kerzengerade
über das Waſſer.
12. Sumpf-Hottonie,
Hottonia palustris. (Fig. 12.)
Die fein fiederſpaltig zerſchliſ-
ſenen, unter Waſſer blei-
benden, ſalatgrünen Blätter
dieſer weit verbreiteten Waſ-
ſerpflanze geben dem Aqua-
rium wieder einen neuen
Zug. Der eine Traube ro-
ſenrother Blüthen tragende
Schaft erhebt ſich allein über
das Waſſer. Die Hottonie
trägt durch ihre reiche Be-
laubung ſehr viel zur Reini-
gung des Waſſers bei und ſollte immer einen Platz im Aquarium fin-
den, auf welchem ſie ſich jedoch durch ihr üppiges Wachsthum leicht zu
breit macht. In dieſem Falle beſeitigt man ſie und pflanzt einen der
ſtrahlig an der Stengelſpitze ſtehenden Aeſte als Steckling in den Boden
des Aquariums, wo er leicht Wurzel ſchlägt.
Waſſerpflanzen.
13. Laichkräuter, Potamogeton, kommen in mehren Arten in un-
ſeren Teichen und waſſerreichen Sümpfen und Landſeen vor, und manche
[Abbildung] Fig. 12.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Sumpf-Hottonie, Hottonia palustris. (½)
a Blüthe (2/1).
davon eignen ſich für das Aquarium. Namentlich iſt das krausblätt-
rige Laichkraut, P. crispus (Fig. 13.), durch ſeine wellig krauſen,
faſt regelmäßig zweireihig geſtellten Blätter ſehr geeignet, dem Freunde
des Fremdländiſchen einen eigenthümlichen Charakter in die Pflanzenwelt
ſeines Aquariums zu bringen. Wo der Froſchbiß fehlt, da kann das von
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
dem krausblättrigen ganz abweichend geſtaltete ſchwimmende L., P.
natans (Fig. 14.), ihn vertreten, deſſen ſehr regelmäßig elliptiſche
[Abbildung] Fig. 13.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das krausblättrige Laichkraut, Potamogeton crispus. (¼)
a ein blühender Zweig, nat. Gr.
Blätter ebenfalls auf dem Waſſer ſchwimmen. Leider ſind die dünnen
Stengel des letzteren Laichkrautes meiſt zu lang, ſo daß die Aufnahme in
das Aquarium faſt nur als Nothbehelf anzurathen iſt.
14. Waſſerranunkel, Ranunculus aquatilis. (Fig. 15.) Gegen die
Aufnahme dieſer zierlichen Pflanze mit den zweierlei Blättern läßt ſich
nur der eine Einwand machen, den wir bei der Hottonie machen mußten:
ſie nimmt leicht zu viel Platz ein. Doch wenn man die ziemlich auffallen-
den jungen Pflänzchen Ende April auf dem Grunde der Lachen und
Teiche aufſucht und einpflanzt, ſo kann man ſie nachher durch Beſchnei-
den einigermaßen im Zaum halten. Die untergetauchten Blätter ſind
eigentlich nur ein haarfein veräſteltes Blattgerippe, und nur die oberen,
Waſſerpflanzen.
[Abbildung] Fig. 14.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das ſchwimmende Laichkraut, Potamogeton natans. (⅙)
a Zweigſpitze, nat. Gr.
[Abbildung] Fig. 15.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Waſſerranunkel, Ranunculus aquatilis, (nat. Gr.).
auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmenden, ſind vollkommen entwickelt. Der
Waſſerranunkel kommt ſehr häufig in Teichen und Sümpfen und auch
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
nicht ſelten in langſam ſtrömenden Flüſſen und in großen Gräben vor, deren
Waſſerſpiegel er zur Blüthezeit mit ſeinen weißen Blüthen, die einige Zoll
hoch auf dünnen Stielen ſich über denſelben erheben, und mit den ſchwim-
menden Blättern bedeckt. In Flüſſen, namentlich um die Träger hölzer-
ner Brücken und Eisböcke, ſieht man häufig unter dem Waſſerſpiegel einen
andern Ranunkel, den der ſchwimmenden breiten Blätter ermangelnden
fluthenden Ranunkel, auch oft im Volksmunde Hechtkraut ge-
nannt, R. fluitans, der jedoch für das Aquarium zu groß iſt.
15. Waſſeraloe, Stratiotes aloides. (Fig. 16.) Neben dem Pfeilkraute
prägt namentlich dieſe Pflanze dem Aquarium einen entſchieden ſüdlän-
[Abbildung] Fig. 16.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Waſſeraloe, Stratiotes aloides. (⅓)
a, b einzelne Blüthchen (½). c Blattſpitze, nat. Gr.
diſchen Charakter auf, da
ſie ganz die bekannte Aloe-
form hat, oder noch viel
mehr dem Blätterſchopf
der Ananas gleicht. Leider
kommt die Waſſeraloe
nicht überall vor, ſondern
faſt nur da, wo große
Teiche und Landſeen häu-
fig ſind, alſo namentlich
im nördlichen Deutſchland.
Die Blüthe iſt der des
Froſchbiſſes, mit dem ſie
auch in eine Familie ge-
hört, ſehr ähnlich. Nur die
Blüthen und die Spitze
des Blätterſchopfes treten
über das Waſſer empor.
Von der im Schlamme
ſteckenden Wurzel erhebt
ſich der dünne nackte Stengel und trägt nur an ſeiner Spitze den feder-
buſchartigen, leuchtendgrünen Blätterſchopf. Wenn ſie zu erlangen iſt,
Waſſerpflanzen.
muß der Waſſeraloe vor vielen andern Pflanzen der Vorrang eingeräumt
werden, dafern ſich nicht, worüber ich noch zu wenig Erfahrung habe, die
ſcharfen Randzähne der Blätter den kleinen zarten Fiſchchen gefährlich ma-
chen. Ohne Wurzel zweimal eingebrachte Exemplare wollten nicht gedeihen.
16. Roßkümmel, Phellandrium aquaticum. (Fig. 17.) Um nicht den
giftigen Waſſerſchierling aufzunehmen, wähle ich dieſe Pflanze, welche
[Abbildung] Fig. 17.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Roßkümmel, Phellandrium aquaticum. (⅙)
a ein einzelnes Doldchen, nat. Gr., b einzelne Blüthe. (4/1)
durch ihren bekannten
Doldenhabitus (den wir
Alle von Möhren, Peter-
ſilie, Kümmel und Körbel
her kennen) und ihre hun-
dertfach fein zuſammenge-
ſetzten Blätter einen wah-
ren Filigranſchmuck des
Aquariums abgiebt. Man
muß ſie im Frühjahr in
kleinen Exemplaren an
den verſchilften Rändern
der Teiche und Waldla-
chen holen, deren eins aus-
reicht, um eine große über-
aus zierliche und durch-
ſichtige Maſſe über dem
Waſſerſpiegel des Aqua-
riums zu bilden. Die
Pflanze iſt zweijährig.
17. Schmielenartiges Süßgras, Glyceria aquatica (Fig. 18.) und
18. Das rohrartige Glanzgras, Phalaris arundinacea (Fig. 19.) ſind
zwei echte Gräſer, die beide ſtattlich genug ſind, um nicht blos als Lük-
kenbüßer in Ermangelung einer anderen echten Grasgeſtalt, die im Aqua-
rium nicht fehlen darf, aufgenommen zu werden. Beide wachſen an den
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
Ufern unſerer Teiche, Flüſſe und Bäche, letztere auch in Gebirgsgegenden.
Die erſtere Art hat unter allen unſeren echten Gräſern die reichſte und
[Abbildung] Fig. 18.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das Schmielenartige Süßgras,
Glyceria aquatica.
(Beide 1/10.)
[Abbildung] Fig. 19.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das rohrartige Glanzgras,
Phalaris arundinacea.
ſchönſte Blüthenrispe, die ſich in einen lockern Strauß ausbreitet. Das
Glanzgras iſt uns allen in einer krankhaften Varietät als grün- und weiß-
geſtreiftes „Bandgras“ bekannt, denn es gedeiht eben ſo willig auf unſern
Gartenbeeten, wie im Waſſer. Es zeichnet ſich aus durch ſtraffen Habi-
tus, der auch der ſchmalen gedrängten kurzäſtigen Rispe zukommt.
19. Waldſimſe, Scirpus silvaticus. (Fig. 20.) Ihr Name trügt, denn
ſie lebt nicht auf Waldboden, ſondern verlangt ſtets naſſen Boden und
ſteigt auch bis in das Waſſer. Wenn man die unter Nr. 3. genannten
Waſſerpflanzen.
[Abbildung] Fig. 20.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Waldſimſe, Scirpus silvaticus. (⅓)
a ein vergrößertes Aehrchen.
Seggen haben kann, ſo iſt die Wald-
ſimſe zu entbehren. Sie wird bis
2 Fuß hoch und trägt eine weit-
ſpreitige aus zahlreichen Aehrchen
zuſammengeſetzte Straußrispe, über
welche durch die zahlloſen weißen
Griffel ein graulicher Schein verbrei-
tet iſt.
20. Die ſchwimmende Salvinie,
Salvinia natans. (Fig. 21.) Dieſe
Pflanze, welche nur in den Waſſer-
ſpiegeln der norddeutſchen Sümpfe
häufig und ſonſt nur ſehr vereinzelt
vorkommt, gehört zu der Familie der
Wurzelfarren, welche eine kleine
höchſt eigenthümliche Pflanzengruppe
bilden. An einem zuweilen ein oder
zwei Zweige abſchickenden Stamme
ſitzen eiförmige Blätter und das
ganze Gebilde ſchwimmt frei und
[Abbildung] Fig. 21.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die ſchwimmende Salvinie, Salvinia natans. (nat. Gr.)
a einige Samenkapſeln.
platt auf dem Waſſer. Auf der Rückſeite trägt es kleine kugelrunde
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
Samenkapſeln und in das Waſſer hinabhängende behaarte Fadenwur-
zeln. Wenn man die Salvinie erlangen kann, ſo darf man nicht ver-
ſäumen, das abenteuerliche Gewächs in ſeinem Aquarium heimiſch zu
machen.
7.
b. Sumpfpflanzen.
Da man entweder im Mittelpunkte oder an einer Seite des Aqua-
riums eine kleine Felspartie anzubringen pflegt, die ſich über dem Waſ-
ſerſpiegel erhebt, ſo hat man Gelegenheit, auch einige Sumpfflanzen an-
zubringen, d. h. ſolche, welche einen zwar fortwährend durchnäßten Boden,
aber nicht den Standort im Waſſer ſelbſt verlangen. Sie fallen natürlich
weg, wenn man es vorzieht, einen ſolchen Miniaturfelſen nicht aufzu-
führen, vielleicht aus dem Grunde, um für die Thiere, namentlich für die
Fiſche, einen deſto größeren Spielraum zu gewinnen. Dieſer Felſen giebt
jedoch dem Aquarium einen überaus maleriſchen Charakter, den nicht
leicht Jemand wird miſſen wollen. Faſt alle dieſe Sumpfpflanzen zeichnen
ſich neben den Waſſerpflanzen durch ihren gedrungenen veräſtelten Bau,
oder überhaupt durch Kleinheit und Zartheit der Formen aus, und bieten
deshalb eine ſehr erwünſchte Abwechſelung, um ſo mehr, als manche von
ihnen ſchöne Blüthen entwickeln.
1. Die Moosbeere, Oxycoccos palustris. (Fig. 22.) Dieſes niedliche
Gewächs, welches nur auf moorigen Haiden oder buſchigen Moorwieſen
in Gebirgsgegenden vorkommt, kriecht mit ſeinen ſchlanken, fadenförmigen
Stengeln am Boden; ſie ſind mit kleinen Myrtenblättern beſetzt, tragen
auf langen zarten Blumenſtielchen ſternförmige rothe Blüthen und ſpäter
ſcharlachrothe eßbare Beeren.
2. Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum. (Fig. 23.) Sehr oft in
Geſellſchaft der Moosbeere, wenigſtens an ähnlichen Standorten, findet
ſich eine höchſt eigenthümliche Art Klee, deren Blüthenköpfchen durch ein
fleiſchiges Anſchwellen der rothgefärbten Kelche nach dem Verblühen der
Sumpfpflanzen.
[Abbildung] Fig. 22.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Moosbeere, Oxycoccos palustris. (½)
a blühender Zweig, b Zweig mit Früchten, beide nat. Gr.
kleinen hellrothen Blümchen einer Erdbeere ſehr ähnlich werden. Der
[Abbildung] Fig. 23.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum. (⅓)
a Fruchtköpfchen, etwas vergrößert.
Erdbeerklee iſt ebenfalls eine Kriechpflanze und bedeckt mit ſeinen vielver-
zweigten Stengeln ſeinen Standort bald vollſtändig. Er iſt nicht häufig.
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
3. Das Sumpfmäuſeöhrchen, Myosotis palustris. (Fig. 24.) Manche
Leſerin wird die proſaiſche Sprache der Wiſſenſchaft anklagen, wenn ſie
[Abbildung] Fig. 24.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das Sumpfmäuſeöhrchen, Myosotis palustris. (½)
a einzelner Zweig, nat. Gr.
erfährt, daß dies der wiſſenſchaftliche Name des — Vergißmeinnicht
iſt. Mehre Arten der Gattung Myosotis lieben trockne, ſandige Stand-
orte, aber das Symbol der Liebesſehnſucht gedeiht nur am Waſſer und
entfaltet ſeine himmelblauen Sternchen am liebſten auf dem trügeriſchen
Moorgrunde, unter welchem dem unvorſichtigen Pflücker der ſchwarze
Abgrund droht; und hier ſoll, wie eine gefühlvolle Sage will, der ſym-
boliſche Name dieſes ſchönen Blümchens erfunden worden ſein. Ein lie-
bendes Paar wandelte am Rande eines Moorbruches. Um den Wunſch
der Geliebten zu erfüllen, betrat ihr Herzensfreund den treuloſen Boden.
Er hatte ſchon ein Sträußchen in der Hand, als die Moordecke unter ihm
Sumpfpflanzen.
brach. Mit den Worten „Vergißmeinnicht“ verſank er in die Tiefe. Es
iſt leicht, beinahe das ganze Jahr hindurch an quelligen Orten, an Grä-
ben und Sümpfen und moorigen Wieſen junge Vergißmeinnichtpflänz-
chen zu finden, die mit Leichtigkeit im Aquarium angeſiedelt werden
können.
4. Der Sonnenthau, Drosera rotundifolia. (Fig. 25.) Wenigen
meiner Leſer und Leſerinnen wird dieſe Pflanze bekannt ſein und ich wette
[Abbildung] Fig. 25.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Sonnenthau, Drosera rotundifolia.
(nat. Gr).
darauf, wenn ſie ihnen in ei-
nem Gewächshauſe mitten
unter Ausländern gezeigt
würde, ſie würden ſie als
eine der zierlichſten und wun-
derbarſten Seltenheiten an-
ſtaunen. Ein Blick auf die
Abbildung, die jede weitere
Beſchreibung der Pflanze
überflüſſig macht, wird das
beſtätigen. Der Sonnenthau
findet ſich zwar überall in
Deutſchland verbreitet, jedoch
nur auf eigentlichen Moor-
wieſen. Seine zarte, faden-
förmige Wurzel dringt kaum
in den ſchwarzen Moor-
ſchlamm ein, ſondern iſt
weich gebettet in den immer
waſſergetränkten Moospolſtern namentlich der Torfmooſe, Sphagnum.
Die Torfmooſe ſind es, welche bei ſehr trocknem Wetter ſolchen Moor-
wieſen oft in großen Flächen eine faſt weiße Färbung verleihen, indem
ihre auch im feuchten Zuſtande nur hellgrüne, zuweilen an den Zweig-
ſpitzen kirſchbraune Färbung in der Trockenheit verbleicht. Solche Orte
ſind es, namentlich in Nadelholzwald gelegene, wo man nach Sonnen-
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
thau ſuchen darf, aber auch ſelten vergeblich ſuchen wird. Man wähle
im Mai nur junge Pflänzchen, die man durch die auffallende Blattgeſtalt
leicht erkennen wird, und hebe ſie mit dem Stück des Moospolſters, auf
dem ſie wachſen, ab, was mit größter Leichtigkeit geſchieht, während es
ſchwer werden würde, herausgezogenen Pflänzchen nachher eine angemeſ-
ſene Einbettung der Wurzeln zu geben. Natürlich muß man bis zur
Einpflanzung auf dem Moosbett des Aquariums das geringſte Vertrock-
nen der Pflänzchen vorſichtig vermeiden. Noch habe ich allerdings keine
Erfahrung, ob es gelingen wird, dieſes reizende Pflänzchen im Aquarium
einzubürgern, wo es übrigens auch nur einen kurzen Sommer lebt. Die
Farbe der Blätter iſt grünlichgelb, und die in ein rundes Drüſenknöpfchen
endigenden Haare ihrer Oberſeite und ihres Randes ſind ſchön weinroth
gefärbt. Es wird vielleicht nothwendig ſein, nach Umſtänden, die man
leicht wird ermeſſen können, zum Schutz ihres Standortes vor zu ſtarker
Verdunſtung ein Bierglas über ſie zu ſtülpen. Ende Juni kann man leicht
keimfähigen Samen des Sonnenthaues ſammeln, den man in einem feuch-
ten Moospolſter auf dem kleinen Felſen wahrſcheinlich leicht zum Keimen
bringen wird. Da die Pflanze zweijährig iſt, ſo muß man den Samen
gleich nach der Reife ſäen. Die jungen Pflänzchen bleiben bis zum näch-
[Abbildung] Fig. 26.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Waſſernabel, Hydrocotyle vulgaris. (½)
a einzelnes Blüthendoldchen, nat. Gr.
ſten Frühjahr tief in dem Moos-
polſter verſteckt und entwickeln ſich
dann ſchnell bis zur Blüthe.
5) Der Waſſernabel, Hydro-
cotyle vulgaris. (Fig. 26.) Genau
an denſelben Orten wie der Son-
nenthau und meiſt in Geſellſchaft
mit ihm findet ſich die einzige in
Deutſchland ſehr verbreitet vor-
kommende Pflanze, welche mit der
bekannten Kapuzinerkreſſe das ſon-
nenſchirmähnliche Blatt gemein
hat. Die Pflanze mit dem wun-
Sumpfpflanzen.
derlichen deutſchen Namen, deſſen Grund nicht einzuſehen iſt, gehört in
die Familie der Dolden, von deren bekanntem Habitus ſie ſich freilich am
weiteſten entfernt. Sie iſt zwar nicht ſo ätheriſcher Natur wie der Son-
nenthau, der ſeinen poetiſchen Namen gewiß nicht unverdient trägt, er-
fordert aber ebenfalls ſehr vorſichtige Behandlung.
6. Die Moorhaide, Erica tetralix. (Fig. 27.) Neben den zahlreichen
Haiden unſerer Gewächshäuſer, die größtentheils vom Cap der guten
[Abbildung] Fig. 27.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Moorhaide, Erica tetralix. (½)
a eine Zweigſpitze mit Blüthen, nat. Gr.
Hoffnung ſtammen, darf ſich un-
ſere Moorhaide wohl ſehen laſſen.
Die Abbildung beweiſt das, wel-
cher ich nur noch hinzufüge, daß
die ſchönen kugelrunden Glocken-
blumen eine roſenrothe Farbe ha-
ben. Sie wächſt auf Moorboden
in Erlenbrüchen und Nadelwäl-
dern und in Haidemooren, freilich
nicht überall. Sie bildet handhohe
ſchlanke, verzweigte Büſchchen, an
denen die Nadelblättchen vierreihig
geordnet ſind.
7. Die ſchwarze Rauſchbeere,
Empetrum nigrum. An ähnlichen
Orten wie die Moorhaide, zuwei-
len jedoch auch an ganz trocknen
Orten, wachſen die zierlichen kaum
fingerlangen und dicht mit ganz
kleinen Blättchen bedeckten Büſch-
chen dieſer Pflanze, welche man an
den am wenigſten naſſen Platz des Aquariums bringen muß. Sie iſt im
Habitus der Moorhaide ähnlich, doch gedrungener und ohne ins Auge
fallende Blüthen.
Roßmäßler, Aquarium. 3
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
8. Die poleyblättrige Andromede, Andromeda polifolia. (Fig. 28.)
Zwar nicht eben weit verbreitet, kommt dieſes ſchöne, kleine Büſchchen doch
[Abbildung] Fig. 28.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die poleyblättrige Andromede, Andromeda polifolia. (½)
a blühender Zweig, nat. Gr.
in vielen Gegenden Deutſchlands an moorigen Stellen der Nadelwaldungen
vor. Die Pflanze gehört in die ſchöne Familie der Haidegewächſe, wohin
auch die Moosbeere gehört, und theilt auch mit den meiſten Pflanzen dieſer
Familie den Vorzug der eleganten Blüthenform und Farbe. Aus derſel-
ben Familie können noch einige deutſche Repräſentanten, zu denen auch
unſere gemeine Heidelbeere und Preiſelbeere gehören, auf dem Felſen des
Aquariums aufgenommen werden, namentlich
9. Der Porſt, Ledum palustre, (Fig. 29.) und
10. Die Moorheidelbeere, Vaccinium uliginosum. Namentlich der
Porſt erinnert lebhaft an die beliebten Zierſträucher der Azaleen und Al-
penroſen. Durch ſeinen durchdringenden Geruch iſt er als „Mottenkraut“
ein Beſchützer unſeres Pelzwerks geworden.
11. Die gelbe Segge, Carex flava, (Fig. 30.) und
Sumpfpflanzen.
[Abbildung] Fig 29.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Porſt, Ledum palustre. (⅓)
a blühender Zweig, nat. Gr.
[Abbildung] Fig. 30.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die gelbe Segge, Carex flava. (½)
a Halmſpitze mit 1 männlichen und 2 weiblichen Aehr-
chen, nat. Gr., b ein männliches, c ein weibliches
Blüthchen (4/1).
[Abbildung] Fig. 31.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Borſtſimſe, Scirpus setaceus. (n. G.)
a Halmſpitze mit 2 Aehrchen (2/1), b ein Blüthchen
(6/1).
3*
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
12. Die Borſtſimſe, Scirpus setaceus, (Fig. 31.) müſſen neben den
bisher genannten Sumpfpflanzen die Grasform auf dem Moorbett des
Aquariums vertreten. Die Abbildung der gelben Segge zeigt gewiß vie-
len meiner Leſer zum erſten Male mit den unter Nr. 3 erwähnten Gat-
tungsſchweſtern die zierliche Geſtaltung der Blüthchen und Früchtchen
dieſer anſpruchsloſen Gewächſe. Eine nahe ausländiſche Verwandte des
anderen Graſes iſt ohnehin ſeit einiger Zeit heimiſch auf unſeren Blumen-
fenſtern geworden.
Auf Moorwieſen und an Sümpfen finden ſich noch mehre niedliche
Arten aus der von dem Landwirth ſo genannten Gruppe der „ſauren“
oder unechten Gräſer, deren Brauchbarkeit für den Felſen des Aquariums
man leicht erkennen wird.
[Abbildung] Fig. 32.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die zahnblättrige Selaginelle, Selagi-
nella spinulosa. (nat. Gr.)
Daneben 2 vergrößerte Blättchen.
[Abbildung] Fig. 33.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die ſchweizeriſche Selaginelle, Selaginella
helvetica. (nat. Gr.)
13. Die Selaginellen, Selaginella, ſind die erſten Fremdlinge, deren
Aufnahme in das Aquarium ich empfehle, denn die unter Fig. 32. und 33.
Sumpfpflanzen.
abgebildeten deutſchen und ſchweizeriſchen Arten ſind ſchwerer zu bekom-
men, als einige ausländiſche. Die Abbildungen rufen dieſe gewiß allge-
mein bekannten, durch ihre reiche Verzweigung und durch ihre dichtſtehen-
den flächenartig ausgebreiteten kleinen Blättchen ſehr an Mooſe erinnern-
den Pflanzen meinen Leſern ins Gedächtniß. Die Selaginellen ſind die
nächſten Verwandten unſerer Bärlapp-Pflanze (Lycopodium clava-
tum), und einige Arten bewohnen die Alpen der Schweiz und des ſüd-
deutſchen Hochlandes. Mehre ausländiſche Arten, die einander übrigens
ſehr ähnlich ſind, werden in jedem Gewächshauſe in Menge gezogen und
ſind daher gewiß überall ſehr leicht zu beziehen. Sie müſſen ſo gepflanzt
werden, daß ihre moosartig kriechenden Stengel Platz haben, um ſich
auszubreiten und namentlich an kleinen Felſenwänden herabzuhängen.
In dem mehrfach erwähnten Artikel in der „Gartenlaube“ habe ich
auch Farrenkräuter unter denjenigen Pflanzen genannt, welche auf der
Felspartie des Aquariums Aufnahme verdienen. Bin ich ſeitdem auch
nicht gerade eines Anderen belehrt worden, ſo glaube ich doch, daß man
bei der Wahl derſelben beſchränkter iſt, als ich früher angenommen habe.
Der Grund davon liegt zum Theil darin, daß für viele Farrenkräu-
ter der Standort im Aquarium ſelbſt auf deſſen höchſter Felſenſpitze
zu naß iſt, und daß viele Farrenkräuter einen zu großen Wurzelraum
beanſpruchen. Deshalb möchte ich mich nun etwa auf folgende be-
ſchränken.
14. Der Rippenfarren, Blechnum Spicant oder Bl. boreale. (Fig. 34.)
Seine äußerſt regelmäßig tief fiederſpaltigen Wedel, wie man die Blätter
der Farrenkräuter nennt, haben den Vorzug vor vielen anderen, daß ſie
ſehr lange lebendig bleiben und ſtets ſo lange, bis ſich wieder neue Wedel
ausgebildet haben. Den beſonderen Namen „Wedel“ haben die Farren-
blätter deswegen, weil ſie mehr als bloße Blätter ſind, denn ſie tragen
auf der Rückſeite in regelmäßiger, aber bei den verſchiedenen Gattungen
höchſt manchfaltiger Anordnung, die kleinen ſandkorngroßen Kapſel-
früchtchen. Bei dem Rippenfarren thun das wie bei einigen andern nicht
alle Wedel, ſondern blos die einen ſind fruchtbar, während die anderen
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
unfruchtbar bleiben. Die fruchtbaren ſind meiſt um einige Zoll höher,
ihre Fiedern ſchmäler und auf der Rückſeite ganz mit den dunklen Kap-
[Abbildung] Fig. 34.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Rippenfarren, Blechnum Spicant. (½)
a eine Wedelſpitze, nat. Gr., b eine Fieder eines fruchtbaren Wedels (2/1).
ſelchen bedeckt. Sie ſtehen ſteif aufrecht, während die unfruchtbaren Wedel
ſich als ſchöner Buſch nach allen Seiten ausbreiten. Der Wurzelſtock, mit
Wurzelfaſern und braunen Schuppen verſehen, iſt an einem mittelmäßigen
Exemplare höchſtens fauſtgroß und deshalb wohl unterzubringen. Der
Rippenfarren muß aber auf die höchſte Spitze in eine mit Haideerde aus-
gefüllte kleine Vertiefung des kleinen Kalkfelſens gepflanzt werden, wohin
nur ſoviel Waſſer dringen kann, als in den Poren des Kalkſinters em-
porſteigt.
15. Daſſelbe gilt auch von dem weiblichen Milzfarren, Athyrium filix
femina (Fig. 35.), einem unſrer ſchönſten und im Flachlande eben ſo wie
Sumpfpflanzen.
in dem Gebirge ſehr verbreiteten Farrenkraute. Sein ziemlich kleiner
Wurzelſtock macht es zur Einpflanzung in den Raum des kleinen Felſens
[Abbildung] Fig. 35.
[Abbildung]
[Abbildung]
Weiblicher Milzfarren, Athyrium filix femina. (⅙)
a b die Hälften einer Wedelfieder, nat. Gr., c ein Theil derſelben, von der Unterſeite geſehen, mit Frucht-
häufchen (20/1), d ein Fruchthäufchen (100/1).
geeignet, wo es nach meinen Erfahrungen auch ſehr gut gedeiht und ſei-
nen eleganten Wedelbüſchel, der einer Palmenkrone ähnelt, reich entfaltet.
An unſerer Figur ſehen wir zwei junge Wedel, welche uns das allen Far-
renkräutern eigene Merkmal zeigen, daß ſie anfänglich wie eine Uhrfeder
zuſammengerollt ſind, und ſich bei der Entfaltung allmälig aufwickeln.
16. Der Königsfarren, Osmunda regalis. Die doppeltgefiederten, leider
nur zu groß werdenden Wedel entſpringen einem dicken geſtreckten Wur-
zelſtocke, ſo daß man im günſtigſten Falle nach jungen Exemplaren ſuchen
muß, deren Wurzelſtock dann dem ihm verfügbaren, beſchränkten Raume
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
des Aquariums ſich anbequemt. Der Königsfarren iſt neben dem Adler-
farren, Pteris aquilina, unſer ſtattlichſtes Farrenkraut und eignet ſich
für das Aquarium um ſo mehr, als er wild in Waldſümpfen, Erlenbrü-
chen, an Waldbächen und ähnlichen Orten wächſt, aber leider zu den
ſeltneren Pflanzen gehört.
17. Der Straußfarren, Struthiopteris germanica (Fig. 36.), iſt kaum
minder ſchön als der Königsfarren und bildet einen geſchloſſenen, ſich nur
[Abbildung] Fig. 36.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Straußfarren, Struthiopteris germanica. (⅙)
a ein Stück eines unfruchtbaren Wedels, nat. Gr., b die Spitze eines fruchtbaren Wedels, nat. Gr., c ein
Querſchnittchen aus b bei* (20/1), d ein Fruchthäufchen (100/1), e eine ganze und eine aufgeriſſene
Kapſel (200/1).
wenig federbuſchartig ausbreitenden Wedelſtrauß. Wenn der Königs-
farren doch vielleicht etwas zu hoch wird, ſo iſt der Straußfarren gerade
angemeſſen, den Gipfel des kleinen Felſens im Aquarium einzunehmen,
Sumpfpflanzen.
wobei er den Rippenfarren (No. 14.) etwa um 4—6 Zoll überragt und
dem Milzfarren gleichkommt. Seinem natürlichen Standorte zufolge,
feuchte felſige Waldſtellen, paßt er ganz gut in das Aquarium an den
bezeichneten Ort. Er gehört aber keineswegs zu den allgemein verbreite-
ten deutſchen Farrenkräutern.
Die Farrenkräuter lieben zwar im Allgemeinen ſchattige Standorte,
aber von den genannten Arten iſt nicht zu bezweifeln, daß ſie im Aqua-
rium gedeihen werden, zumal ich bei einigen davon es bereits erprobt
habe. Zum Einpflanzen muß man Haideerde wählen und ihr eine Hand-
voll grob zerſtoßene Holzkohle beimengen.
Ich benutze den Straußfarren, um über die ſo höchſt eigenthümlichen
Verhältniſſe der Fruchtbildung bei den Farrenkräutern Einiges einzu-
ſchalten.
Wie bei dem Rippenfarren (Fig. 34.), ſo ſind noch mehr bei dem
Straußfarren die fruchtbaren Wedel von den unfruchtbaren verſchieden.
Nur die letzteren ſind auch in ihren feinſten Fiederchen ganz ausgebildet,
während dieſelben an den fruchtbaren verkümmert und an den Rändern
zurückgerollt ſind und die Kapſelfrüchtchen umſchließen, welche die ganze
Rückſeite des Wedels bedecken. Wir ſehen dies an Fig. 36 c, welche ein
Querſchnittchen aus einer Wedelfieder darſtellt, wie dies durch die beiden
Linien angedeutet iſt, auf welche an b durch ein Sternchen verwieſen iſt.
Die geſtielten Kapſeln ſtehen in kleinen Büſcheln d zuſammen und haben
auf der Wölbung einen gegliederten Ring e. Dieſer hat eine gewiſſe Fe-
derkraft und dient nach der Reife der eingeſchloſſenen Samenkörnchen da-
zu, die Kapſelhaut zu zerreißen, welches die andere Kapſelfigur darſtellt.
18. Der Aaronſtab, Calla aethiopica. Dieſe allgemein bekannte und
beliebte Pflanze iſt geeignet, in Ermangelung einheimiſcher den Mit-
telpunkt des Felſens zu zieren. Für ſie darf oder muß eigentlich der
Platz für die Wurzel ſehr naß, am beſten unter dem Waſſerſpiegel liegen.
Sie hat nur ein Unbequemes, ihre Länge und ihre Schwere, ſo daß ſie
ſich ohne Stab nicht gut tragen kann. Man muß daher die Pflanze nicht
zu alt und zu groß werden laſſen. Man verhindert ein zu üppiges
Pflanzen für das Kelch- und das Kaſten-Aquarium.
Wachsthum dadurch, daß man ſie nicht zu naß, alſo nur auf die Spitze
des Felſens pflanzt, wo ſie freilich dennoch dadurch gefährlich werden
[Abbildung] Fig. 37.
[Abbildung]
[Abbildung]
Das Schlangenkraut. Calla palustris. (¼)
kann, daß dieſer durch die ſchweren
Blätter das Uebergewicht bekommt,
wenn er nicht ſehr feſt auf breiter
Grundfläche aufliegt.
19. Das Schlangenkraut, Calla
palustris (Fig. 37.), welches hier
und da, namentlich im nördlichen
Deutſchland an den Rändern ver-
ſumpfter Teiche und kleiner Land-
ſeen häufig wächſt, iſt eine nahe
Verwandte des Aaronſtabes, wie
die nebenſtehende Figur deutlich
genug zeigt. Es kann eben ſo wie
letzterer angewendet und behandelt
werden und bleibt viel niedriger.
8.
II. Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
Alle dieſe für die kleineren Formen des Aquariums empfohlenen
Pflanzen ſind natürlich auch für das Baſſin-Aquarium anzuwenden, und
die nun außerdem noch hinzuzufügenden mußten bis hieher blos ihrer be-
deutenden Größe wegen weggelaſſen werden.
Der Begriff „Baſſin-Aquarium“ iſt ein ſehr weiter, indem man ihn
bis zu dem freien Garten-Baſſin erweitern kann. Zunächſt denke ich hier
nur an kleine Waſſerbecken auf dem Boden eines Gewächshauſes oder
eines geräumigen hellen Gartenſalons. Wie daſſelbe einzurichten ſei, da-
von ſoll ſpäter geſprochen werden. Die höchſte Stufe des Aquariums
bildet zuletzt das freie Garten-Baſſin, wie es unſer Titelbild zeigt.
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
1. Der äſtige und der einfache Igelkolben, Sparganium ramosum
(Fig. 38.) und Sp. simplex. Beide Arten bilden, namentlich durch ihre
[Abbildung] Fig. 38.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der äſtige Igelkolben, Sparganium ramosum. (1/12)
a ein Blüthenzweig, unten mit 2 weiblichen, oben mit männlichen Blüthenknäueln (½).
Blätter, neben dem eigentlichen Schilfrohr, Phragmites com-
munis, und einigen nachfolgenden Pflanzen für die flüchtige ungenaue
Auffaſſung den weiten Begriff „Schilf“. Von allen dieſen vermeintlichen
Schilfpflanzen hat der größere äſtige Igelkolben, dem die andere Art in
allen Punkten ſehr ähnlich, nur kleiner und ſchlanker iſt, die ſchönſten,
ſäbelförmig geſchwungenen Blätter, die bis 3 Fuß lang und über 1 Zoll
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
breit werden. Am Grunde des runden Schaftes ſind ſie von zwei Seiten
einander meſſerſcheidenartig umfaſſend angeordnet. Es iſt dies, beiläufig
geſagt, ein nicht unweſentlicher, wenn auch nicht ausnahmsloſer Charak-
ter der großen Mehrzahl der ſogenannten einſamenlappigen Pflanzen
(Monokotyledonen), wodurch ſich der berühmte Botaniker L. Reichenbach
veranlaßt ſah, darauf eine Pflanzenklaſſe, die er ſehr paſſend Scheiden-
pflanzen, Coleophyten, nennt, zu gründen. Ueberraſchend und neu wer-
den den meiſten meiner Leſer und Leſerinnen die abenteuerlichen Blüthen
der Igelkolben ſein. Sie bilden, in Vielzahl ſtrahlenförmig zuſammenge-
drängt, runde Knäuel, die in den Achſeln der Schaftblätter, die oberen
jedoch ohne dieſelben ſtehen. Die oberen kleineren Köpfchen beſtehen aus
höchſt unvollſtändigen Blüthchen, deren jedes nur 1 Kelchſchuppe und
meiſt 3 Staubgefäße hat. Die weiblichen Blüthenknäuel, welche tiefer am
Schafte ſtehen und größer ſind, haben einen dreiblättrigen Kelch und
1 Piſtill. Dieſe ſonderbare Blüthenbildung, die in die noch fremdartigere
Fruchtbildung übergeht, wodurch die weiblichen Blüthenköpfchen zu mor-
genſternähnlichen (igelähnlichen) Kugeln werden, giebt dem ſchönen
Gewächs einen fremdländiſchen Habitus. Am Rande der Teiche und
breiter Gräben, ſo wie an den ſchleichenden Flüſſen der Ebenen findet
ſich namentlich der äſtige Igelkolben ſehr weit verbreitet.
2. Die Waſſerviole, Butomus umbellatus. (Fig. 39.) Auch ſie iſt
eine von denjenigen deutſchen Pflanzen, deren Bekanntſchaft der Nicht-
botaniker nicht machen kann, ohne durch ihre auffallende Schönheit und
ihren fremdartigen Habitus überraſcht zu werden. Aus einer kriechenden
fleiſchigen Wurzel erhebt ſich ein Strauß über zwei Fuß hoher ſchmaler,
riemenförmiger Blätter, denen der kleinen Rohrkolbe ſehr ähnlich, zwiſchen
welchen ein noch höherer blätterloſer Blüthenſchaft aufragt, welcher an der
Spitze eine Dolde von 10—15 violetten, dreiblättrigen Blumen trägt.
In Sümpfen, Gräben, an Teichrändern findet man die Waſſerviole
durch ganz Deutſchland ziemlich weit verbreitet, nur in Gebirgsgegenden
pflegt ſie zu fehlen.
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
3. 4. Die große und die kleine Rohrkolbe, Typha latifolia und
Typha angustifolia. Jeder Leſer wird ſich beim Anblick dieſer beiden
[Abbildung] Fig. 39.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Waſſerviole, Butomus umbellatus. (⅙)
a eine einzelne Blüthe, nat. Gr.
Pflanzen an ſeine Knabenjahre erinnert fühlen, wo es zu ſeinen beſondern
Wünſchen gehörte, den langen Blüthenſchaft einer Rohrkolbe zu erlangen,
welche mit ihren zwei über einander ſtehenden männlichen und weiblichen
Blüthenkätzchen das leibhaftige Modell eines Kanonenputzers iſt. Es
verlangt einige Anſtrengung, um den ſtarken Wurzelſtock der Rohrkolben
aus dem Schlammgrunde zu heben, in welchem ſie am Rande der Teiche
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
und großer Gräben, namentlich die breitblättrige Art, in Deutſchland
an vielen Orten wächſt. Man muß ſich dabei hüten, die Stöcke durch
Ziehen aus dem Boden herauszureißen, weil dies nicht ohne eine Ver-
letzung des inneren Zellgewebes möglich iſt, in Folge deren die Stöcke
alsdann meiſt eingehen.
5. Der Kalmus, Acorus calamus. (Fig. 40.) Unter dem weitſchichti-
gen Begriff „Schilf“ verſteckt ſich auch dieſe ſchöne Pflanze an den Rän-
[Abbildung] Fig. 40.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Kalmus, Acorus calamus. (1/12)
a der Blüthenkolben (½).
dern der Teiche, breiter Gräben
und ſelbſt langſam fließender
Flüſſe, und es wird wenige
Nichtbotaniker geben, welche
den höchſt eigenthümlichen Blü-
thenbau des Kalmus ſchon ein-
mal geſehen haben. Die Blät-
ter ſind denen der Rohrkolben
und des großen Igelkolbens ſehr
ähnlich, aber ihre und des lan-
gen Schaftes Zweiſchneidigkeit
und der bekannte Reichthum
der ganzen Pflanze an aroma-
tiſchem Stoff läßt ſie leicht un-
terſcheiden. Die ſehr kleinen
ſechsblättrigen, mit 6 Staubge-
fäßen und 1 Piſtill verſehenen Blüthchen ſind in regelmäßigen Spiral-
reihen auf einem ſpindelförmigen Kolben zuſammengedrängt, der einige
Aehnlichkeit mit einem Kieferzapfen hat. Längſt in ganz Deutſchland
verbreitet iſt der Kalmus dennoch kein eingeborner Deutſcher, ſondern iſt,
wie man ſagt, vor alten Zeiten durch Mönche aus dem Orient eingeführt
worden. Die Figur iſt ungewöhnlich ſtark verkleinert.
6. Die gelbe Schwertlilie, Iris Pseudacorus. (Fig. 41.) Durch die
zahlreichen Farbenſpielarten in unſeren Gärten ſind die Schwertlilien hin-
länglich bekannt. Die ſchönen, großen, citronengelben Blumen der ge-
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
nannten Art, welche ihre ſäbelförmigen blaugrünen Blätter ebenfalls dem
unklaren Begriffe von „Schilf“ preisgiebt, bildet einen weſentlichen Far-
[Abbildung] Fig. 41.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die gelbe Schwertlilie, Iris Pseudacorus. (⅙)
a Blüthe (½).
benſchmuck des Baſſin-Aquariums. In ebenen und oft auch in Gebirgs-
gegenden findet man die Schwertlilie gemein an Teichrändern, Gräben,
Sümpfen und auch an langſam fließenden Flüſſen, und es iſt leicht, den
dicken vielgliedrigen, knolligen Wurzelſtamm vom Boden der Gewäſſer
abzulöſen.
7. Der Fieberklee, Menyanthes trifoliata. Seine Blumen gehören
unbedingt zu den ſchönſten der deutſchen Flora und ſind dennoch die we-
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
nigſtgekannten, weil ſie immer nur an für Spaziergänger unzugänglichen
Orten zu finden ſind, nämlich entweder im offenbaren Sumpfe oder auf
dem gefährlichen unter dem unvorſichtigen Tritt leicht zerreißenden Moos-
und Blumenteppich, der ſich über tiefen Mooren ausſpannt. Die Blätter
ſind dreizählig wie am Klee und die blendend weißen Blüthen ähneln
denen der Hyacinthe, ſind aber auf der Oberſeite ihrer Blättchen zierlich
gebartet. Der Fieberklee muß mit ſeinen kriechenden Wurzeln an eine
Stelle des ſeichten Randes des Baſſin-Aquariums gebracht werden.
8. 9. Einige Binſen- oder Simſenarten, namentlich Scirpus la-
custris und maritimus verdienen ganz beſonders im freien Baſſin-Aqua-
rium aufgenommen zu werden. Die erſtere Art, die Teichbinſe, bildet na-
mentlich in großen Teichen ganze Schilffelder von Mannshöhe, die ſich
durch eine dunkelblaugrüne Färbung auszeichnen. Etwas weniger ver-
breitet iſt die zweite Art, die Meerbinſe, die ſich namentlich durch eine
knollentragende Wurzel von der erſteren unterſcheidet. Bei beiden ſind die
Blüthchen in eirunde Aehrchen zuſammengeſtellt, die bei der erſteren zu
einem Büſchel dicht zuſammengehäuft ſind, bei der letzteren eine lockere
Trugdolde bilden. Die Teichbinſe liefert in ihren vertrockneten weichmar-
kigen Halmen das Mittel, die Fugen der Fenſterrahmen auszufüttern, in
welche die Glasſcheiben eingefügt werden.
10. Die gewöhnlich ſo genannten Binſen, von den Botanikern mehr
Simſen genannt, gehören der Gattung Juncus an, namentlich drei einan-
der ſehr ähnliche Arten, welche ihre großen pinſelartigen Stöcke faſt in
allen Waſſergräben, auch wenn dieſelben zeitweiſe vertrocknen, entwickeln.
Es ſind dies die Arten J. conglomeratus, effusus und glaucus.
11. 12. Die weiße Seeroſe, Nymphaea alba, und die gelbe Seeroſe
oder Nixblume, Nuphar luteum. Einen entſchieden tropiſchen Zug in der
Phyſiognomie unſerer Flora bildend, dürfen ſie im tiefſten Mittelpunkte
eines freien Baſſin-Aquariums natürlich nicht fehlen. Nur an Größe,
ſicher aber nicht an Schönheit und Majeſtät des Baues, ſteht die weiße
Seeroſe ihrer tropiſchen Schweſter, der Victoria regia, nach. Unſere
deutſchen Schweſtern dieſer ſtolzen Bewohnerin Guyana’s ſind viel zu
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
bekannt, als daß ſie hier noch abgebildet und beſchrieben werden müßten.
Leider ſind beide zu groß und fordern wegen ihrer armsdicken, fleiſchigen,
kriechenden Wurzelſtöcke einen viel zu großen Bodenraum, als daß ſie in
dem Kelch- und Kaſten-Aquarium Aufnahme finden könnten. Auch im
Baſſin-Aquarium verlangt ein Stock von jeder mindeſtens einen Flächen-
raum von einer Geviertelle und wegen ihrer ſehr langen Blatt- und Blü-
thenſtiele eine Waſſertiefe von mindeſtens zwei Fuß. Man muß ſie daher
in den Mittelpunkt bringen, damit die ſchräg aufſteigenden Blatt- und
Blüthenſtiele von da aus Raum haben, ſich nach allen Seiten ſtrahlig
auszubreiten. Die Seeroſen bedürfen eine ziemlich tiefe Schicht Teich-
ſchlamm für ihren mächtigen Wurzelſtock.
[Abbildung] Fig. 42.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die ſeeroſenähnliche Villarſie, Villarsia nymphaeoides. (⅓)
a eine Blüthe (½), b eine Kapſel (⅔).
13. Die ſeeroſenähnliche Villarſie, Villarsia nymphaeoides (Fig. 42),
iſt in Blatt und Blüthe ein Abbild der gelben Seeroſe im Kleinen, ohne
Roßmäßler, Aquarium. 4
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
nahe mit ihr verwandt zu ſein. Ihre prachtvoll goldgelben Blüthen ähneln
einigermaßen denen der Gurke. Die etwa thalergroßen, etwas buchtig
ausgezackten Blätter ſchwimmen ebenfalls auf dem Waſſer, dafür iſt aber
ihr Wurzelſtock klein und nur aus wenigen Faſern beſtehend. Sie ver-
langt eine Waſſertiefe von wenig mehr als 1 Fuß, und wäre deshalb
allenfalls in einem Kelch-Aquarium unterzubringen, wenn man im Früh-
jahr junge Pflänzchen dazu auswählt. Im Süden Deutſchlands iſt die
Villarſie in großen Teichen, Landſeen und langſam fließenden Gewäſſern
ziemlich gemein, fehlt aber im mittlern Deutſchland an den meiſten Orten.
Es iſt jedoch leicht, ſie einzuführen, da ſie ſich leicht und ſchnell außeror-
dentlich vermehrt, wie ſie z. B. in wenigen Jahren einen Theil des Teiches
im botaniſchen Garten der Univerſität Leipzig eingenommen hat und im
Juni mit ihren Blüthen förmlich überſäet.
14. Die Waſſernuß, Trapa natans. (Fig. 43.) Auf dem Waſſerſpie-
gel der Teiche und großen Lachen ſchwimmen, an fadendünnem langem
Stengel buchſtäblich vor Anker liegend, die zierlichen Blätterroſetten dieſer
meiſt nur im Nachen erreichbaren und darum wenig gekannten Pflanze.
Ihr Anker iſt die ſchwarze ſtachelige im Schlammgrunde eingebettete Nuß,
aus der die Pflanze emporkeimte. Ihre ſonderbar geſtalteten rautenförmi-
gen Blätter mit in der Mitte geſchwollenen Stielen geben der Pflanze
ein fremdländiſches Anſehen. Im Mittelpunkt der kleinen ſchwimmenden
Blätterinſel ſtehen die weißen Blüthen, an denen Kelch- und Blumenblät-
ter und Staubgefäße in der Vierzahl vorhanden ſind.
15. Zu den Grenznachbarn der Farren, früher im Syſtem mit ihnen
verbunden, gehören auch die Schachtelhalme, Equisetum, von denen einige
Arten in Gräben, an verſchilften Teichen und in Sümpfen ſehr verbreitet
vorkommen. Ihr Bau iſt durch den gebräuchlichen Schachtelhalm, E.
hiemale, allgemein bekannt. In dem freien Baſſin-Aquarium iſt beſon-
ders das ſtattliche E. limosum zu empfehlen, welches meiſt unveräſtelte,
ziemlich dicke Schäfte treibt, auf deſſen Endgliede der faſt ſchwarze, einer
Ananas ähnliche Blüthen- oder vielmehr Fruchtzapfen ſitzt. Die Schach-
telhalme kriechen mit ihrem Wurzelſtock weit im Boden umher und es
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
ſieht im Frühjahr beſonders ſchön aus, wenn ſie unter dem Waſſerſpiegel
ſpargelähnlich ihre Schoſſe empor- und zuletzt hoch über denſelben hinaus-
treiben.
[Abbildung] Fig. 43.
[Abbildung]
[Abbildung]
Die Waſſernuß, Trapa natans. (½)
a eine Blüthe, nat. Gr., b der Griffel mit dem Kelchrande (3/1), c eine junge Nuß, nat. Gr.
16. Endlich ſei hier noch mit vorſichtiger Beſchränkung der Süß-
waſſer-Algen gedacht, jener meiſt überaus lebhaft grünen, zarten Faden-
ſchöpfe, welche oft in ungeheurer Menge Gräben und Sümpfe anfüllen
und auch von den triefenden Mühlrädern und Mühlgerinnen herabhän-
gen. Vorſichtig muß man ſowohl ihre zu ſtarke Vermehrung wie auch ihr
Abſterben überwachen, da ſie im letzteren Falle das Waſſer ſchnell ver-
4*
Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
derben. Wem aber das Aquarium zugleich eine Vorrathskammer für mi-
kroſkopiſche Beobachtungsgegenſtände ſein ſoll, dem dürfen Algen nicht
fehlen, theils an ſich, theils weil ſie die Tummelplätze für eine Menge
jener niedern Thier- und Pflanzenformen ſind, welche man, Thieriſches
und Pflanzliches zum Theil noch zuſammenwerfend, mit dem nichtsſagen-
den Namen Infuſorien belegt.
Am Ende meiner Aufzählung hebe ich nochmals ausdrücklich hervor,
daß damit die Zahl der für das Aquarium brauchbaren Pflanzen keines-
wegs erſchöpft iſt. Wen ſein Aquarium verlockt hat, über daſſelbe hinweg
in und auf die natürlichen Aquarien ſeiner Umgegend, auf Teiche und
Sümpfe, zu blicken, der wird in dieſen noch manche Pflanze entdecken,
denn ein Entdecken wird es ihm dann ſein, die er mit nach Hauſe in ſeine
nächſte Nähe nehmen und dort fortgedeihen laſſen kann.
9.
Die Thiere des Aquariums.
Die Goldfiſchen ſind das Motto zu dieſem Kapitel. Von den Chi-
neſen erhielten wir ſie, die einzige Fiſchart überhaupt, welche jemals in
Europa eingeführt worden iſt.
Doch wenn auch der Goldfiſch (Cyprinus auratus, alſo ein Gat-
tungsbruder unſeres Karpfens, Cyprinus Carpio) in ſeinem Staatskleide
ſtets als Mandarin ſeine Würde neben dem ſchlichten Kleide unſerer ein-
heimiſchen Fiſchlein behaupten wird, ſo bleiben die letzteren doch unſere
Landsleute und haben ein Vorrecht auf unſere Gunſt.
Aber faſt jede Thierklaſſe ſtellt ihre Mannen zur Belebung unſerer
Aquarien, denn man kann, wenn man ſonſt die Mühe der nöthigen Vor-
richtungen gegen das Weglaufen nicht ſcheut, die Waſſerſpitzmaus gewiß
darin heimiſch machen. Ich führe die Thiere des Aquariums der Reihe
nach an, von den unterſten beginnend und mit denjenigen ſchließend,
welche auf den Staffeln des Thierſyſtems am höchſten ſtehen.
Die Thiere des Aquariums.
I. Für die Infuſorien haben wir nicht zu ſorgen. Mit jeder Waſſer-
pflanze bringen wir unwillkürlich, ja unausbleiblich einen Stamm dazu
mit in das Aquarium, in welchem ſich daraus oft in ſehr kurzer Zeit Mil-
liarden entwickeln, ſo daß ſie wenigſtens als ein grauer oder weißlicher
oder bräunlicher Ueberzug in der Maſſe uns ſichtbar werden, wenn auch
erſt eine hundertfache Vergrößerung uns ihre oft überraſchenden Geſtalten
zeigt. So wird uns das Aquarium ein Maaßſtab, an dem wir mit Stau-
nen die unerſchöpfliche Lebensfülle der Natur in dieſen kleinen Weſen
wenigſtens ahnend ſchätzen können. Jedes faulende Blättchen des Aqua-
riums und auch die Blattſtiele der lebendigen Pflanzen zeigen ſich meiſt
mit einem zarten flockigen Ueberzuge bedeckt, der ſich unter dem Mikroſkop
in Welten von Infuſorien auflöſt. Ich muß mir es verſagen, auf ihre
Beſchreibung einzugehen, um nicht die Abbildungen noch weiter zu ver-
mehren, ohne welche eine Schilderung dieſer mikroſkopiſchen Geſchöpfchen
nur ſehr mangelhaft bleibt *).
II. Aus der Klaſſe der Polypen, denn auch dieſe iſt in unſern ſüßen
Gewäſſern vertreten, ſind mehre Arten für das Aquarium zu empfehlen,
wenn ſie auch nicht für das ſchmuckſuchende Auge, ſondern nur für den
ſcharfſpähenden Blick bedeutungsvoll ſind. Ich nenne namentlich zwei
nahe verwandte Thierchen, die beide wie die prachtvollen Korallenpolypen
des Meeres zierliche Polypenſtöcke bauen, in deren Zellen die einzelnen
Polypen hauſen. Es ſind dieſe der der Ordnung der Moosthierchen an-
gehörige Federbuſch-Polyp, Plumatella campanulata, und der Süßwaſſer-
Schwamm, Haleyonella stagnorum. Erſterer heftet ſeine kleinen veräſtelten
röhrenförmigen Polypenſtöcke an der Unterſeite der Meerlinſen und na-
mentlich der Seeroſenblätter an, letzterer überzieht in oft über zolldicken
Klumpen in das Waſſer hineinragende Wurzeln und Blätter der Ufer-
*) Viele, wenigſtens die größeren Infuſorien ſind ſchon mit den kleinen Mikro-
ſkopen aus der Anſtalt von Engell und Comp. in Wabern bei Bern (Hauptdepot für
Deutſchland: Schäffer und Budenberg in Magdeburg) zu ſehen, welche mit Gebrauchs-
anweiſung 8 Thlr. koſten. Es gehört ein ſolches als ein beinahe unerläßliches Ding
zu jedem Aquarium.
Die Thiere des Aquariums.
pflanzen oder bekleidet in dünneren Schichten ſelbſt die Gehäuſe der Schnek-
ken- und Muſchelthiere. Nebenſtehende Abbildung, Fig. 44., giebt eine
[Abbildung] Fig. 44.
[Abbildung]
[Abbildung]
Der Süßwaſſerſchwamm, Halcyonella
stagnorum.
a ein Schneckenhaus, zum Theil mit dem Polypenſtock
überzogen (nat. Gr.), b zwei einzelne Polypen (100/1).
Vorſtellung von dieſen Geſchöpfen,
welche ziemlich auf der unterſten
Stufe des Thierreichs ſtehen. Die
Uebertragung von ihrem Fundorte,
Teiche und Flüſſe, in das Aqua-
rium muß ſchnell und mit Verhü-
tung des Vertrocknens bewerkſtel-
ligt werden, iſt alſo ziemlich ſchwie-
rig. Beſonders muß man bei dem
möglichſt ſchnell zu bewirkenden
Transport das Verderben des
Waſſers zu vermeiden ſuchen. Hat
man die an den Gehäuſen lebender
Schnecken und Muſcheln ſitzenden Polypenſtöcke glücklich in das Aquarium
gebracht, ſo werden ſie darin ſicher gedeihen, da namentlich die Sumpf-
ſchnecke, welche an Fig. 44. die Trägerin iſt, ſehr gut darin gedeiht und
ein Gleiches alſo auch von den Polypen zu hoffen iſt. Nur der Zufall
oder der kundige Blick eines Naturforſchers kann übrigens dieſe unſchein-
baren und doch ſo intereſſanten Gebilde auffinden.
III. Mehrere Thierklaſſen überſpringend, weil dieſelben uns nichts
Annehmbares oder für das ſüße Waſſer überhaupt nichts zu bieten haben,
verweile ich bei der Klaſſe der Würmer im engeren Sinne (wiſſenſchaftlich
Ringelwürmer zu nennen) auch nur kurz, weil deren Egelarten, Hirudo
und Clepsine, ſo ſchön manche ſind, als Feinde der Fiſche und anderer
Aquarien-Bewohner auszuſchließen ſind. Allenfalls die ſcharlachrothen
bis 4 Linien langen Waſſerſchlängelchen, Nais, und der Schlammröhren
bauende Tubifex rivulorum dürfen und werden ſich in das Aquarium
verlaufen.
IV. Aus der Klaſſe der Inſekten, welche viele Vertreter im Waſſer
hat, muß nur mit Vorſicht eine Auswahl getroffen werden, weil einige,
Die Thiere des Aquariums.
leider ſonſt gerade von beſonderem Intereſſe, arge Verfolger der kleinen
Fiſche ſind, die ich deshalb auch ganz beſonders ſignaliſire und abbilde
als ſolche, die nicht in das Aquarium aufzunehmen ſind. Vor allen
gehören dahin die Larven einiger großer Waſſerkäfer, namentlich der Gat-
[Abbildung] Fig. 45.
[Abbildung]
[Abbildung]
In dem Aquarium ſchädliche Inſekten.
1. 2. Der gerandete Schwimmkäfer, Dytiscus marginalis, mit ſeiner Larve. 3. Der
große Waſſerkäfer, Hydrophilus piceus. 4. Die Schwimmwanze, Notonecta
glauca. 5. Der Waſſerſkorpion, Nepa cinerea.
tung Schwimmkäfer, Dytiscus (latissimus, marginalis u. ſ. w.), und des
großen Waſſerkäfers, Hydrophilus piceus. (Fig. 45. 1, 2 und 3.) Die
Die Thiere des Aquariums.
Käfer ſelbſt ſind auch noch deshalb nicht eben zu empfehlen, weil ſie des
Abends gern das Waſſer verlaſſen und Nervenſchwache dann leicht in
Schrecken ſetzen, wenn ſie brummend im Zimmer in der Irre herumfliegen.
Der gerühmte Inſtinkt, der ja die Thiere zu willenloſen Maſchinen ma-
chen ſoll, ſagt ihnen nicht, in welchem Winkel des Zimmers das Aqua-
rium ſteht! Hat man bei ſeinem Aquarium beſonders die Thierwelt im
Auge, ſo dürfen dieſe ſchönen Thiere allerdings nicht fehlen. Die Larve
des Schwimmkäfers vertritt das Element des wilden Raubthieres, wäh-
rend die Schwimmwanze als geſchickte Rückenſchwimmerin (was auch der
Name Notonecta ausdrückt) beluſtigt.
Zu verbannen ſind ferner einige Waſſerinſekten aus der Ordnung
der Wanzenartigen, namentlich der Waſſerſkorpion, Nepa cinerea (Fig. 45.
5) und die Schwimmwanze, Notonecta glauca (Fig. 45. 4.), weil beide der
Fiſchbrut nachſtellen. Will man jedoch in dieſer Beziehung ein Opfer
bringen und ſich vor ihren empfindlichen Stichen in Acht nehmen, ſo em-
pfehlen ſich beide durch ihre abenteuerliche Geſtalt und die Schwimm-
wanze, wie eben erwähnt, namentlich dadurch, daß ſie auf der Oberfläche
des Waſſers auf dem Rücken ſchwimmend herumfährt und dabei mit ihren
langen Beinen rudert.
Wir gehen zu denjenigen Inſekten über, die uns das Aquarium be-
völkern ſollen und mancherlei belehrende Unterhaltung gewähren werden.
1. Dazu gehören vor allen Dingen die Larven und Puppen der
Libellen oder Seejungfern aus den Gattungen Libellula, Agrion (Fig. 46.
1, 2.) und Aeschna (Fig. 46. 3, 4, 5.), denn dieſe bekannten Schwärmer
in der lauen Sommerluft, die ſie bald mit ſchnarrendem Flügelſchlag bald
lautlos durchſchwärmen, leben in ihren früheren Zuſtänden im Waſſer und
nichts erinnert an ihrer Geſtalt, oft mit leuchtenden Farben und feinma-
ſchigen Flügeln geſchmückt, daß ſie den größeren Theil ihres Lebens häß-
liche Waſſerthiere geweſen ſind. Sind ſie aber auch häßlich, ſo verdienen
ſie dennoch namentlich aus einem Grunde in das Aquarium aufgenom-
men zu werden. Dieſer liegt in einem ſonderbaren Werkzeuge, der ſoge-
nannten Fangmaske, welches ſie an der Unterſeite des Geſichts tragen
Die Thiere des Aquariums.
und womit ſie ihre Nahrung, allerlei kleine Waſſerthiere, fangen. In der
Ruhe liegt die Fangmaske die ganze Unterſeite des Geſichts eben wie
[Abbildung] Fig. 46.
[Abbildung]
[Abbildung] 1.
2. Die ſtahlblaue Waſſerjungfer, Agrion virgo, mit ihrer Larve. — 3. Larve und
4. 5. Puppen der großen Libelle, Aeschna grandis; die Larve 5 hat ihre Fangmaske
nach der Larve einer Eintagsfliege ausgeſtreckt. (Alle nat. Gr.)
eine Maske bedeckend, und iſt aus drei auseinander zu klappenden Glie-
dern zuſammengeſetzt. Langſam nähert ſich das träge Thier ſeinem Opfer,
ſtreckt dann plötzlich die Fangmaske aus und packt daſſelbe mit den ſchar-
fen Klauen, welche an dem vorderen breiten Ende derſelben ſtehen. (Fig.
Die Thiere des Aquariums.
46. 5.) Von beſonderem Intereſſe iſt es aber, den Akt zu belauſchen,
wenn ſich an einem über dem Waſſerſpiegel emporragenden Stengel das
häßliche Waſſerthier in die ſchlanke buntfarbige Libelle verwandelt, eine
Gelegenheit, die nicht leicht von einem andern Inſekt ſo bequem geboten
wird. Man ſieht, wie die neugeborne Libelle ihre bisherige Geſtalt als
leeres Futteral zurückläßt und mit Staunen nimmt man wahr, daß die
vier großen Flügel bisher in den kleinen Scheiden Platz hatten, welche
nur einen kleinen Theil des platten Rückens der Libellenpuppe bedecken.
(Fig. 46. 4 und 5.)
2. Wenn auch die Larven der Köcherjungfern oder Phryganeen manch-
mal ziemlich arge Verwüſtungen an den Waſſerpflanzen des Aquariums
anrichten, ſo verdienen ſie doch aus dem Aquarium nicht gänzlich ausge-
ſchloſſen zu bleiben, denn ſie ſind kleine Baumeiſter von ebenſo großer
Geſchicklichkeit als eigenſinniger Launenhaftigkeit in der Wahl ihrer Bau-
materialien. Aus den verſchiedenſten Stoffen, wobei jede Art immer denſel-
ben Bauſtoff verwendet, errichten ſie ſich ein Gehäuſe in Form einer Röhre,
indem ihnen Seidenſtoff als Mörtel dient, welches ſie ebenſo fortwährend
mit ſich ſchleppen, wie die Schnecken ihr Haus, nur daß ſie in demſelben
nicht feſtgewachſen ſind wie dieſe. Auf dem Grunde der Teiche, Sümpfe
und größeren Gräben findet man faſt überall verſchiedene Arten der
Phryganeenlarven umherkriechen, indem ſie blos den Vorderleib mit den
ſechs Beinen aus dem Gehäuſe hervorſtrecken und daſſelbe nachſchleppen.
Es beſteht bald aus kleinen Kieſelſteinchen oder zierlich zuſammengekitteten
Glimmerblättchen oder Sandkörnern, bald aus Pflanzenſamen, bald aus
kleinen leeren Schneckengehäuſen oder aus Stückchen faulen Holzes, bald
auch iſt es aus zurechtgeſchnittenen Blattſtückchen, die ſpiralig an einan-
der gefügt ſind, erbaut. Vor der Verpuppung wird das Gehäuſe ganz
geſchloſſen und nachdem die Puppenruhe vorüber iſt, durchbricht das voll-
kommene Inſekt in einigermaßen ſchmetterlingsähnlicher Form, aber düſter
und unſcheinbar an Färbung, ſeinen Kerker, um ſein Luftleben zu begin-
nen. Figur 47 ſtellt einige Köcherjungfern mit ihren Larven dar.
Die Thiere des Aquariums.
V. Aus den Klaſſen der Spinnen und Krebsthiere bieten ſich für
das Aquarium mehre Arten dar, obgleich ich unter dieſen den gemeinen
[Abbildung] Fig. 47.
[Abbildung]
[Abbildung] 1.
2. Zwei Köcherjungfern. 3—6. Verſchiedene Larven derſelben. (nat. Gr.)
Flußkrebs ſelbſt, wenn auch in den kleinſten Exemplaren, nicht empfehlen
möchte, ſchon deshalb nicht, weil ein verfaulender Krebs das Waſſer
tödtlich vergiftet. Beſonders nenne ich
Den gemeinen Waſſerfloh, Gammarus pulex (Fig. 48. 1, 2.) und die
Waſſeraſſel, Asellus aquaticus (Fig. 48. 3.), die faſt in jedem Waſſergra-
ben zu finden ſind. Obgleich beide noch nicht einen Zoll lang werden, ſo
bringen ſie doch viel Leben in das Aquarium, weil ſie immer im Waſſer
Die Thiere des Aquariums.
umherfahren, um nach ihrer Nahrung, kleinen Waſſerthierchen, zu ſuchen.
Der Waſſerfloh iſt, wie auch die Waſſeraſſel mit hornigen Schienen be-
[Abbildung] Fig. 48.
[Abbildung]
[Abbildung] 1.
2. Der gemeine Waſſerfloh, Gammarus pulex. 3. Die Waſſeraſſel, Asellus
aquaticus. (2/1)
deckt, ſeitlich breit zuſammengedrückt und nach der Bauchſeite zuſammen-
gekrümmt, weshalb er ſich nur auf der Seite liegend fortbewegen kann,
was ſehr komiſch ausſieht.
Gelingt es, der ſogenannten Kiemenfüße habhaft zu werden, Bran-
chipus paludum und Apus cancriformis, die beide über 1 Zoll lang ſind,
ſo lernt man zwei der ſonderbarſten Thiere kennen. Beide kommen aber
nur in manchen Jahren vor, dann aber meiſt in ungeheurer Menge. Noch
weniger als alle bisher genannten Inſekten und krebsartigen Thiere
braucht man die zunächſt folgenden mühſam zu ſuchen, denn man wird
ihrer faſt unwillkürlich habhaft, wenn man bei der Jagd verfährt, wie
weiter unten beſchrieben werden ſoll. Ich meine damit einige Gattungen
aus der Abtheilung der büſchelfüßigen Krebsthiere oder Lophyropoden,
Cypris, Daphnia und Cyclops. Die erſten beiden, höchſtens eine Linie
groß, vereinigen den vielgliedrigen Bau des Krebsthieres mit der Natur
der Muſchelthiere, indem ſie in einer zweiklappigen Muſchelſchale einge-
ſchloſſen ſind, weshalb man ſie auch Muſchelkrebschen nennt. Die noch
kleineren Cyclopen fahren zwar immer als weiße Körperchen ruckweiſe
Die Thiere des Aquariums.
im Waſſer umher, ſetzen ſich aber auch oft auf der inneren Wand des
Glaſes feſt, wo man ſie mit einer Lupe bequem betrachten und bemerken
kann, daß die Weibchen am hintern Ende des Leibes äußerlich zwei große
Eierſäcke herumſchleppen, aus denen die Jungen nach und nach aus-
kriechen.
Es wird meine Leſer und Leſerinnen vielleicht überraſcht haben, daß
ich auch die Spinnen, die doch ſonſt ſo recht eigentliche Luftthiere ſind,
unter den Aquariumthieren nenne. Es giebt auch nur eine Waſſerſpinne,
Argyroneta aquatica, welche treu ihrem Luftleben ſich gewiſſermaßen ein
Stückchen Atmoſphäre mit in das Waſſer hinunternimmt. Ihr ganzer
Leib mit Ausnahme der darüber hinausragenden langen Beine, iſt
nämlich unter dem Waſſer immer von einer kirſchgroßen Luftblaſe um-
hüllt, ſo daß das Thier einer im Waſſer herumfahrenden Silberkugel
ähnlich ſieht und, obgleich im Waſſer, doch nie naß wird.
VI. Wir kommen zu der großen Abtheilung der Weichthiere oder
Mollusken, die, ſo weit ſie im ſüßen Waſſer leben, gewöhnlich wenig be-
achtet und gekannt ſind, obgleich in Deutſchland nicht viel weniger Arten
im Waſſer als auf dem Lande leben. Wir theilen ſie mit der gegenwär-
tigen Auffaſſung der Wiſſenſchaft in die zwei Klaſſen der Muſchelthiere,
Conchiferen und Schuecken oder Bauchfüßler, Gastropoden.
Von den Muſchelthieren, von denen einige Arten die Schalen für un-
ſere Malerkäſten liefern und wenigſtens dadurch allgemein bekannt gewor-
den ſind, eignen ſich zunächſt die kleineren Arten der Flußmuſcheln, Unio,
in einigen wenigen Stücken zur Verſetzung in das Aquarium, namentlich
Unio batavus, crassus, pictorum und tumidus, die in Flüſſen und Bächen
und großen Lachen überall vorkommen. Sie ſpielen freilich bei der Bele-
bung des Aquariums keine große Rolle, da ſie meiſt im Schlamme ver-
graben ſtill ſitzen, indem nur ihr hinteres Ende hervorſteht, oder langſam
wie der Zeiger der Uhr ſich im Schlamme vorwärts bewegen.
Die Teichmuſcheln, Anodonta, von denen manche ſo groß werden,
daß, wenn ſie eßbar wären, eine einzige ausreichen würde, um einen
Hungrigen zu ſättigen, ſind meiſt ſchon ihrer Größe wegen wegzulaſſen.
Die Thiere des Aquariums.
Da ſie lebhafter zu ſein ſcheinen, als die Unionen, ſo durchwühlen ſie zu
ſehr den Boden, und wenn eine ſtirbt, ſo verdirbt ſie durch ihre Fäulniß
das ganze Waſſer.
Für gewöhnlich gilt es den Naturforſchern für kaum möglich, Süß-
waſſermuſcheln in Waſſergefäßen lange lebendig zu erhalten. Ich habe
aber in meinem Aquarium einige Anodonten und Unionen ſchon über ein
Jahr lang lebendig. Dieſe den Auſtern nahe verwandten Thiere gewinnen
aber deshalb für das Aquarium ein Intereſſe, als man an ihnen das
ſonderbar träumerige Stillleben dieſer Thierklaſſe zum erſten Male zu
beobachten Gelegenheit erhält.
Die Kreismuſcheln, Cyclas, deren mehrere Arten in unſern Gewäſſern
vorkommen, erreichen in der größten Art, der Flußkreismuſchel, Cyclas
rivicola, (Fig. 49. 10.) höchſtens die Größe einer Haſelnuß, meiſt blos die
eines Kirſchkerns. Gegen die ſonſtige Gewohnheit der Muſchelthiere, im-
mer an das ſchlammige oder ſandige Bett der Gewäſſer gefeſſelt zu ſein,
kriechen die Kreismuſcheln, namentlich die kleineren Arten, an Pflanzen-
ſtengeln und an der inneren Wand des Aquariums empor.
Die Waſſerſchnecken bieten eine viel größere Zahl von Arten dar, als
die Muſchelthiere, und keine iſt zu groß, als daß ſie nicht für das Aqua-
rium ſich eignete. Nicht blos durch ihre Geſtalt, ſondern auch durch die
Neuheit ihrer Erſcheinung (denn wer kümmert ſich denn um dieſe Ge-
ſchöpfe?) und durch mancherlei intereſſante Züge ihres Lebens bilden die
Süßwaſſerſchnecken einen ganz vorzüglichen Beſtandtheil des Aquariums,
wenn auch nicht verſchwiegen werden kann, daß die pflanzenfreſſenden
von ihnen durch Beſchädigung der Pflanzen des Aquariums läſtig
werden können.
Die meiſten Waſſerſchnecken finden ſich in Teichen, Lachen, Sümpfen
und Gräben, in welchen viel Pflanzen wachſen, und nur in ſehr hohen
Gebirgslagen ſind ſie ſelten, fehlen aber auch da gewöhnlich nicht gänzlich.
Es würde eine zu lange Reihe werden, wenn ich alle Arten auffüh-
ren und abbilden wollte, ich beſchränke mich daher auf die wichtigeren
Gattungen und auf eine Repräſentantin jeder derſelben.
Die Thiere des Aquariums.
Die Schlammſchnecken, Limnaeus, kommen etwa in zehn Arten in
Deutſchland vor, von denen die große Schlammſchnecke, Limnaeus stagna-
lis (Fig. 49. 4.), die größte iſt. Ein Paar davon reichen aus, denn die
[Abbildung] Fig. 49.
[Abbildung]
[Abbildung]
Weichthiere des Aquariums.
Pflanzen müſſen ſtark herhalten, um ſie zu füttern. Die Entwickelungs-
geſchichte der Schlammſchnecken wie der meiſten andern Waſſerſchnecken
Die Thiere des Aquariums.
iſt ſehr eigenthümlich. Sie legen meiſt auf der Unterſeite auf dem Waſſer
ſchwimmender Blätter, im Aquarium aber auch ſehr oft an der Innenſeite
des Glaſes, ihre Laiche ab. Dieſe ſind kryſtallhelle, meiſt, wurmförmige
Gallertklumpen, in denen man ſchon mit bloßen Augen die gelben Dot-
terkügelchen der Eier unterſcheiden kann, aus denen der Laich zuſammen-
geſetzt iſt. Eine ſcharfe Lupe reicht aus, um in einem Laiche, der an einer
zur Beobachtung paſſenden Stelle des Glaſes abgelegt iſt, die Entwicke-
lungsgeſchichte der jungen Schneckchen zu verfolgen. Man ſieht, wie von
Tage zu Tage das Dotterkügelchen ſich vergrößert und unter fortwähren-
der Axendrehung ſich allmälig zum Thierchen mit der beginnenden kleinen
Schale entwickelt. Zuletzt verlaſſen die kleinen Schnecken den Laich und
zerſtreuen ſich auf den Pflanzen des Aquariums, ſoweit ſich dieſelben un-
ter dem Waſſerſpiegel befinden. Man wird ſich wundern, das ſchnelle
Wachsthum der Schnecken zu bemerken, indem längſtens zwei Sommer
dazu gehören, um aus dem ſenfkorngroßen neugeborenen Thierchen die
ausgewachſene Schnecke mit dem über 2 Zoll langen Gehäuſe werden zu
laſſen. Es kommen jedoch, namentlich wenn man einmal das Füttern der
Fiſche vergißt, wenig junge Schnecken zur vollkommnen Entwicklung, da
ſie von den Fiſchen gern gefreſſen werden.
Neben der großen Schlammſchnecke kommen noch einige andere Ar-
ten in unſeren weichen Waſſern vor, namentlich L. palustris, L. auricula-
rius (Fig. 49. 3.) und L. ovatus. Limnaeus pereger iſt in Gebirgsgegen-
den die einzige größere Waſſerſchnecke, kommt jedoch auch in der Ebene
vor.
Der Sumpfſchnecken, Paludina, giebt es zwei große einander ſehr
ähnliche Arten, P. vivipara (Fig. 49. 1, 2.) und P. fasciata, von denen
die erſtere in großen und kleinen ſtehenden Gewäſſern, die letztere mehr in
Flüſſen lebt. Die Paludinen werden meine Leſer dadurch überraſchen,
daß ſie, wenn ſie ſich in das Gehäuſe zurückgezogen haben, jeden ungebe-
tenen Beſuch ſich dadurch vom Leibe halten, daß ſie mit einer feſten Thüre
daſſelbe verſchließen. Es iſt dies ein hornartiger Deckel (Fig. 49. 2.),
welcher auf der Oberſeite des hinteren ausſtreckbaren Theiles des Thieres
Die Thiere des Aquariums.
feſt gewachſen iſt, und welcher ſtets genau in den äußerſten Umfang der
Oeffnung paßt. Er wird daher von dem Thiere gleichen Schrittes mit
dem ganzen Gehäuſe vergrößert, wodurch die concentriſchen Anwachsringe
entſtehen, welche unſere Figur 2 zeigt. Die Sumpfſchnecken ſind lebendig
gebärend und zwar ſind die neugebornen Schneckchen im Verhältniß zur
Mutter ungewöhnlich groß, und bringen ſchon ein Gehäuſe von vier
Umgängen ſammt dem Deckel mit auf die Welt. Man kann die weibli-
chen von den männlichen Exemplaren dadurch leicht unterſcheiden, daß die
erſteren zwei einander vollkommen gleiche, ſpitze, pfriemenförmige Fühl-
hörner haben (wie Fig. 49. 1.), während bei den Männchen das rechte
Fühlhorn viel kürzer, dicker und kolbig abgeſtumpft iſt. Die Palndinen
leben mehr von thieriſcher Nahrung und ſind daher im Aquarium den
Pflanzen nicht ſchädlich.
In kleineren Gräben und Sümpfen lebt noch mehr verbreitet als die
beiden großen Paludinen eine dritte kleinere Deckelſchnecke (Bithynia ten-
taculata), welche von altersher den ihr gebührenden Namen des Thür-
hüters trägt, weil ſie bei der geringſten Störung ſich blitzſchnell in ihr
Gehäuſe zurückzieht und dieſes mit ihrem Deckel feſt verſchließt, welcher
jedoch nicht hornartig, ſondern von feſter Kalkſubſtanz gebildet iſt.
Nach einem ganz andern Bauplane ſind die Gehäuſe der Teller-
ſchnecken, Planorbis, gebildet. Der hohle ſpiralförmig aufgewundene, an
Weite immer mehr zunehmende Kegel, aus welchem ein gewundenes
Schneckengehäuſe gebildet iſt, iſt bei den Tellerſchnecken um einen Punkt
in einer Ebene aufgewunden, ähnlich wie die Spiralfeder einer Taſchen-
uhr; daher bietet ein Tellerſchneckengehäuſe von oben oder unten und
von der Seite geſehen zwei ganz verſchiedene Anſichten dar. Die große
Tellerſchnecke, Pl. corneus, (Fig. 49. 5.) beſteht aus wenigen an Weite
ſehr ſchnell zunehmenden Umgängen, während eine andere Art, Pl. vortex,
aus zahlreichen, niedergedrückten, ſehr langſam zunehmenden Umgängen
beſteht, ſo daß das Gehäuſe einem zierlichen flachen Knöpfchen gleicht.
Die große Tellerſchnecke könnte auch den Namen der deutſchen Purpur-
ſchnecke führen, denn wenn man das Thier reizt, ſondert es einige Tropfen
Roßmäßler, Aquarium. 5
Die Thiere des Aquariums.
eines trüben Purpurſaftes aus. Die Tellerſchnecken legen ihre Eier in
runden, flachen Laichklumpen ab.
Die Blaſenſchnecken, Physa, unterſcheiden ſich ſehr leicht von allen
übrigen Waſſerſchnecken dadurch, daß ihr Gehäuſe links gewunden iſt.
In Teichen und größeren Gräben lebt die eine unſerer beiden gemeinen
deutſchen Arten, Ph. fontinalis, während die andere, Ph. hypnorum, in
kleinen Wieſengräben vorkommt. Die erſtere hüllt ihr ganzes Gehäuſe in
eine zerſchlitzte Mantelhaut ein, welche das Thier aus der Mündung her-
ausſchlägt. (Fig. 49. 6, 7.)
Die Kammſchnecken, Valvata, ſind kleine Thiere mit theils planorbis-
artigen, theils mehr kugligen Gehäuſen. Von den erſteren kommen zwar
mehre in Gräben und Teichen ſehr häufig vor, ſind aber zu klein, um
zur Bevölkerung des Aquariums weſentlich beizutragen. Nur eine Art,
V. piscinalis (Fig. 49. 8, 9.), von der Größe eines kleinen Kirſchkernes, iſt
groß genug für uns und verdient unſere Aufmerkſamkeit durch ihr Athem-
organ, welches ein zierliches Bäumchen darſtellt, das bei der geringſten
Störung vorſichtig zurückgezogen wird (9.). Die Kammſchnecken ſind
Deckelſchnecken und haben einen dünnen häutig knorpeligen Deckel, der
aber auf andere Weiſe wächſt, als der der Sumpfſchnecken. Er wird
nämlich nicht ringsum an ſeinem ganzen Umfange vergrößert, ſondern
blos an der Seite, welche an der Spindelſäule des Gehäuſes anliegt, wo
immer ein kleines keilförmiges Stück angeſetzt wird. Dies kann nur unter
einer Vorausſetzung geſchehen, die man kaum für zuläſſig halten ſollte,
daß nämlich der Deckel ſich während des Wachsthums fortwährend um
ſeine Axe dreht, trotzdem daß er auf dem Fuße des Thieres feſtgewachſen
iſt. Dadurch bekommt der Deckel nicht wie bei den Paludinen concentri-
ſche Anwachsringe, ſondern man bemerkt auf demſelben eine Spirallinie,
durch das gleichzeitige Drehen und Vergrößertwerden bedingt. Wir haben
hier einen der zahlreichen Fälle in der Bildungsgeſchichte der organiſchen
Weſen vor uns, der ſelbſt an dieſem Orte ſein Intereſſe geltend machen
darf und eine kurze Beſchreibung verdiente.
Die Flußſchwimmſchnecke, Neritina fluviatilis, lebt nur in Flüſſen
Die Thiere des Aquariums.
und größeren Bächen, wo ſie an Steinen, namentlich an deren Unterſeite
feſt zu ſitzen pflegt. Sie iſt zwar klein, aber durch ihre lebhafte Färbung
und durch ihren ſonderbaren Deckel unſerer Aufmerkſamkeit werth. Der
Deckel hat nämlich auf ſeiner Rückſeite einen förmlichen Riegel, wodurch
ſeine Einfügung in die halbkreisförmige Mündung beſonders feſt bewerk-
ſtelligt werden kann.
Noch einer Menge anderer kleiner Waſſerſchnecken, meiſt mit ſehr
zierlichen Gehäuſen, die hier unerwähnt geblieben ſind, bemächtigen wir
uns unwillkürlich mit, wenn wir in Gräben und Sümpfen und Teichen
auf die Jagd gehen, die ich nun beſchreiben will. Nur bei den ganz gro-
ßen Arten und überhaupt bei denen, die wir namentlich bei warmem
Sonnenſchein oben auf dem Waſſer ſchwimmend oder auf den Waſſer-
pflanzen ſitzend bemerken, haben wir nöthig, ſie einzeln aufzunehmen.
Bei dieſer Jagd handelt es ſich aber natürlich nicht blos um Schnecken
und die kleinen Kreismuſcheln, ſondern überhaupt um eine Menge Thiere,
von denen wir die meiſten dabei zum erſtenmale zu Geſicht bekommen
werden, ſtaunend über den Reichthum an thieriſchen Formen an dieſen
Orten. Ein für alle Mal hebe ich hier hervor, daß wir dabei keinem
Thiere begegnen werden, vor welchem wir uns zu ſcheuen oder gar zu
fürchten Urſache hätten, nur die oben beſchriebenen Waſſerwanzen müſſen
wir ihres ſchmerzhaften Stiches wegen vorſichtig behandeln, was um ſo
leichter iſt, als ſie durch ihr lebhaftes Umherkriechen ſich ſofort bemerklich
machen und leicht beſeitigt werden können. Auch die Blutegel, die wir
oft unwillkürlich mit fangen, beißen nicht gleich an, und vor einem Froſch
oder einer Unke zu erſchrecken iſt zu unnaturfreundlich, als daß ich es
einem meiner Leſer und Leſerinnen zutrauen möchte.
Wir brauchen zu dieſer Waſſerjagd ein nothwendiges Werkzeug. Es
iſt dies ein etwa 1 Fuß tiefes ſackförmiges, aus feſtem grauen Zwirn
geſtricktes Filetnetz, welches an einen Reifen von ſtarkem Draht feſt ge-
näht iſt, und nicht größer zu ſein braucht, als etwa 8—10 Zoll im
Durchmeſſer. Um die Fäden, mit welchen der Sack an den Reifen befe-
ſtigt iſt, nicht durch das Aufſtreifen auf dem Boden der Gewäſſer ſich
5*
Die Thiere des Aquariums.
durchreiben zu laſſen, überziehe man den Reifen ſammt den Fäden
mit einer dicken Lage von Gutta Percha, die man durch einen brennenden
Streifen davon aufträgt. Der Reifen hat einen etwa 4 Zoll langen Stiel
um damit das Netz an einen Stock befeſtigen zu können. Die Anwendung
dieſes Netzes iſt eine doppelte. Um die Thiere in Gräben und am Rande
von nicht zu ſumpfigen Lachen zu fangen, ſtreift man mit dem an dem
Stock befeſtigten Netze über den Boden derſelben hin, indem man das
Ufer entlang hinſchreitet und lieſ’t von Zeit zu Zeit die gemachte Beute
zwiſchen den mit aufgerafften Blättern, Steinchen u. dgl. aus. Die Be-
ſchaffenheit des Grundes der Gewäſſer giebt es ſchon an die Hand, wie
man dabei zu verfahren hat. Eine unerwartet reiche Beute macht man
namentlich in Wieſengräben, in denen viel Waſſerpflanzen wachſen, wo-
bei man das Netz feſt auf dem Boden hinſchleifen laſſen muß. Die zweite
Anwendung des Netzes beſteht darin, aus dem fauligen Bodenſatze der
Sümpfe, Gräben und Teiche, der meiſt aus verweſenden Blättern und
Holzſtückchen beſteht, die Thiere zu ſondern. Es iſt ein beſonders günſtiger
Augenblick, wenn man im hohen Sommer einen Graben mit einem ſolchen
Bodenſatz beinahe ausgetrocknet findet, weil alsdann in dieſem die verſchie-
denartigſten Thiere ſich in Menge zuſammengedrängt finden. Man thut
dann ein paar Hände voll dieſes Bodenſatzes in das Netz und ſpült ihn
darin in einem Gewäſſer aus, was ſich in den meiſten Fällen in der Nähe
finden wird, wobei die leichteren Blätter und andere fremdartige Dinge ſich
leicht oben abſchöpfen laſſen, während ſich alle Thiere auf dem Boden des
Netzes ſammeln. Um auch die kleineren nicht zu verlieren, muß eben das
Netz ſehr dichtmaſchig ſein, ſo daß z. B. Wickenkörner nicht mehr hin-
durchfallen könnten.
Das was man erbeutet hat, nimmt man entweder in Gläſern, die
man mit Moos oder Gras locker verſchließt, mit nach Hauſe, oder in ge-
bundenen Schachteln, nicht in geleimten, weil dieſe aufweichen und aus-
einandergehen würden. Auf dem Trausport, ſelbſt wenn er mehrere
Stunden in Anſpruch nimmt, thut man in den Gläſern (bei den Schach-
teln verbietet es ſich von ſelbſt) kein Waſſer hinzu, weil dieſes mit Thie-
Die Thiere des Aquariums.
ren überhäuft und bei ſehr warmen Wetter ſelbſt in dieſer kurzen Zeit
verderben und viele Thiere tödten würde, ſondern es reicht dazu die
Feuchtigkeit aus, die man mit den Thieren ſelbſt in die Gefäße gebracht
hat. Beſſer noch als Gläſer ſind blecherne Gefäße, mit einem Deckel ver-
ſchließbar, weil ſich darin Alles kühler erhält.
Wir kommen unten beim Einſammeln der zu dem Aquarium nöthi-
gen Thiere und Pflanzen noch einmal auf den Transport zurück.
VII. An die Weichthiere ſchließt ſich zunächſt die Klaſſe der Fiſche
an. Ich darf es füglich unterlaſſen, durch Beſchreiben und Abbilden der-
ſelben den Umfang dieſes Büchleins unnöthig zu vergrößern, denn jede
Fiſchart verdient Aufnahme in das Aquarium mit Ausnahme der Raub-
fiſche: Hecht, Forelle und Barſch. Die deutſchen Süßwaſſerfiſche ſind
nicht blos von dem Volke, ſondern auch von den Naturforſchern, wenn
ſie nicht ganz beſonders ſich mit dem Studium der Fiſche befaſſen, unter
allen Wirbelthieren am ſchlechteſten gekannt und leider fehlt es immer
noch an einem mit Abbildungen verſehenen guten und wohlfeilen Buche
zur Beſtimmung derſelben. Beſonders tragen der Wetterfiſch und der
Schmerl, Cobitis fossilis und C. barbatula, durch ihre eleganten ſchlan-
genartigen Bewegungen viel zur Belebung des Aquariums bei. Auch
unſere beiden abenteuerlichſten Fiſchgattungen, die der Stichlinge, Gaster-
osteus, und der Kaulfiſch, Cottus gobio, dürfen trotz ihrer in Stacheln
ausgehenden Kiemendeckel Aufnahme finden.
Unter allen Fiſcharten, die ich ſeit nun beinahe zwei Jahren in mei-
nem Aquarium gehalten habe, hat ſich der Goldfiſch, Cyprinus auratus,
am beſten erhalten, vielleicht weil er ſchon ſeit vielen Generationen an die
Gefangenſchaft gewöhnt iſt. Es iſt mir noch nie ein Goldfiſch im Aqua-
rium geſtorben.
Ueber das Fangen der Fiſche für das Aquarium und über die
ſicherſte Art, ſie zu transportiren, dürfte überall am leichteſten der Rath
der Fiſcher einzuholen, ja dieſen überhaupt am beſten die Herbeiſchaffung
der Fiſche zu überlaſſen ſein. Es gehört nicht zu den Annehmlichkeiten,
Die Thiere des Aquariums.
mit den ihr gewerbliches Vorrecht wahrenden Fiſchern in Colliſion zu
kommen.
VIII. Die Amphibien, oder um ſie deutſch anzureden, die Lurche,
erfreuen ſich zwar unſerer Gunſt durchaus nicht, jedoch habe ich mich
ſchon vielfältig überzeugt, daß die Scheu, ja Furcht vor denſelben, in
kurzer Zeit mindeſteus einem noch etwas widerſtrebenden Dulden, oft
auch einem wirklichen Wohlgefallen an ihnen, ſelbſt bei Damen, gewichen
iſt. Vor Allem habe ich zu verſichern, daß wir in Deutſchland außer der
Viper oder Kreuzotter kein einziges giftiges oder ſonſt wie unſrer geheilig-
ten Perſon gefährliches Thier aus dieſer verabſcheuten Klaſſe haben, und
daß Schlangen überhaupt nicht in das Aquarium gehören. Von den vier
Ordnungen der Klaſſe der Lurche kommt nur die der froſchartigen in Be-
tracht, die andern drei, die Eidechſen, Schlangen und Schildkröten ſind
entweder Land- oder Seethiere oder für unſer Aquarium zu groß.
Die froſchartigen Lurche ſind aber auch von allen die intereſſanteſten,
indem in ihnen ein außerdem unter den Wirbelthieren nicht weiter vor-
kommender Fall vorliegt, nämlich der, daß einige von ihnen, ähnlich den
Inſekten, eine Art von Verwandlung haben, wodurch ſie gewiſſermaßen
ein Bindeglied zwiſchen den höheren Lurchen und den Fiſchen bilden.
Daß dabei außer der ganzen Geſtalt namentlich die Athemwerkzeuge eine
Rolle ſpielen, iſt bekannt, ſoll wenigſtens hier nicht auseinandergeſetzt
werden.
Kröten und Molche — welch grauſenhafte Namen! und doch halte
ich beide für unvermeidliche Gäſte des Aquariums. Die Fröſche, die man
ſich wahrſcheinlich noch eher gefallen laſſen würde, eignen ſich weniger.
Nur 3, allenfalls 4 Arten kommen in Betracht!
Zunächſt die Unke oder Feuerkröte, Bombinator igneus, (Fig. 50.
1 u. 2) die melancholiſche Seufzerin der Sümpfe. Sie ſchwitzt aus den
Warzen ihres Rückens nicht einmal den ätzenden Saft aus, der bei den
Landkröten, vielleicht auch ohne ſonderlichen Grund, gefürchtet wird. Sie
iſt ein harmloſes Thierchen. Ihr ungewöhnter Anblick ſöhnt bald mit ſich
aus. Iſt es aber wohl eine ſo große Schande für die Leute, wie die Na-
Die Thiere des Aquariums.
turforſcher meinen, daß ſie ſich vor einem ſo unſchuldigen Thierchen fürch-
ten? Werden wir uns einmal des Grundes dieſer Schen etwas bewußt,
[Abbildung] Fig. 50.
[Abbildung]
[Abbildung] 1.
2. Die Unke oder Feuerkröte, Bombinator igneus: — 3. Der Kamm-Molch,
Triton cristatus, Männchen; — 4. 5. Der Feuermolch, Tr. igneus, Weibchen und
Männchen. Alle nat. Gr.
um ſie dann ſicher los zu werden. Hat nicht ohnehin der ſprichwörtlich
Die Thiere des Aquariums.
gewordene „Unkenruf“ etwas Grausliches? Warum? Weil es der ein-
zige Naturlaut dieſer Art iſt, weil er aus dem „unſaubern Pfuhle“ meiſt
bei „nächtlicher Weile“ ertönt und — die Hauptſache! — weil Niemand
das Thier ſieht, von dem der Ruf herrührt. Ich ſage nicht zu viel, wenn
ich behaupte, daß von hundert Städtern nicht zehn eine Unke geſehen
haben. Dazu kommen die verſchiedenen geheimnißvollen Deutungen,
welche man dem Unkeurufe unterlegt. „Unk! Unk! Unk! hätt’ ich mir
’nen Mann genommen, wär’ ich nicht in’ Teich gekommen!“ — ſo über-
ſetzt ſich der Unkenruf an vielen Orten Deutſchlands bei — Betheiligten
und Unbetheiligten und — ſo groß iſt die Macht des Ungekannten, Aben-
teuerlichen — nicht ganz ohne ein leiſes Erbeben derjenigen Nerven,
welche das ſo förderſame Geſchäft des Glaubens beſorgen. Freilich lacht
Jeder gleich hinterdrein über dieſes Erbeben, aber es war doch da. Und
ich meinerſeits möchte ſolche Schauer nicht verdammen, wenn ſie nur von
aufklärendem Wiſſen bewacht ſind. Sie gehören zum Naturgenuß und
wenn ſie einmal nachzitternd unſer Inneres durchzogen haben, ſo iſt es
wie eine gewitterartige Luftreinigung, nach welcher dann das Himmels-
blau des durchdringenden Erkennens heller leuchtet.
Während ich dieſe Worte ſchreibe, ſchaut eine Unke meines Aqua-
riums gar ehrbar und voll Selbſtgefühl mich an, als hätte ſie mich ver-
ſtanden und in meinen Worten eine Ehrenrettung ihrer verkannten Per-
ſon gefunden. Ständen jetzt diejenigen meiner Leſer und namentlich mei-
ner zaghaften Leſerinnen neben mir, denen die Unke noch eine unbekannte
Größe iſt, ſie würden anſtatt ſich zu ſcheuen, über das Unkengeſicht la-
chen, wie es aus einer dunkeln Höhle des Aquarium-Chimboraſſo altklug
und ernſt hervorlugt und, an mein Menſchengeſicht bereits auch gewöhnt,
ruhig auf ihrem grünen Thronſeſſel von Hornblattranken ſitzen bleibt,
obgleich ich meine Hand gegen ſie bewege. Die Figuren 1. und 2. zeigen
die Unke von der Rücken- und Bauchſeite, und auf letzterer ſind die feuer-
rothen oder prachtvoll orangegelben Flecken angedeutet, welche dem Thiere
den Namen der Feuerkröte verſchafft haben, der freilich in wunderſüchtigen
Die Thiere des Aquariums.
Köpfen einen ähnlichen Sinn haben mag, wie Feuerſalamander, welcher
feuerfeſt ſein ſoll, was er eben ſo wenig iſt, wie wir Menſchenkinder.
Vom erſten Frühjahr an bis Juni kann man leicht in Gräben und
Sümpfen die Laiche und die Larven (Kaulquappen) von Fröſchen und
Kröten bekommen, die aus mehr als einem Grunde berückſichtigt werden
müſſen. Erſtens dienen ſie den Fiſchen und Molchen zur Nahrung, und
dann verſchaffen uns zweitens diejenigen Larven, welche den Nachſtellun-
gen entgehen, Gelegenheit, die wunderbare Verwandlung dieſer Thiere
kennen zu lernen. Dieſe ſcheint in den Aquarien darin eine Störung zu
erleiden, daß ſie verlangſamt wird, indem die Vorderbeine langſamer frei
werden und die jungen Thiere gewiſſermaßen ihren Fiſchſchwanz ſchwerer
los werden können, vielleicht weil der beſchränkte Raum ihren Bewegungen
nicht hinlängliche Freiheit gewährt.
Zwei andere Lurche aus der nächſten Verwandtſchaft der Fröſche
und Kröten, die ich aller Scheu zum Trotz für das Aquarium empfehle,
ſind zwei Molche, nämlich der Kamm-Molch, Triton cristatus (Fig. 50. 3.),
und der Feuer-Molch, Tr. igneus (4, 5.); die Männchen aller Molchar-
ten haben den Rücken und Schwanz entlang einen lappigen oder geſägten
Hautkamm (3, 4.), der den Weibchen fehlt. Die genannten Arten und an
vielen Orten auch noch eine dritte, der geſtreifte Molch, Tr. taeniatus, fin-
den ſich in den Sümpfen und ſchlammigen Gräben von faſt ganz Europa
ſehr häufig, jedoch leicht zu finden nur etwa bis in den Juli. Dann ver-
laſſen ſie das Waſſer und verbergen ſich an feuchten Orten am Erdboden,
in Mauerritzen, Felsſpalten u. ſ. w. Sie fühlen ſich daher im Aquarium
auf die Dauer nur dann behaglich, wenn ſie einen recht großen lückigen,
über den Waſſerſpiegel hinaustretenden Felſen haben, in deſſen Schlupf-
winkeln ſie ſich im Sommer verbergen und dann meiſt erbärmlich abge-
hungert ausſehen, trotzdem, daß in ihrer Nähe im Waſſer Speiſe und
Trank vorhanden iſt. Wer die Molche häßliche, abſcheuliche, vielleicht gar
grauenerregende Thiere nennt: ich wette, er wird ſie nach kurzer Zeit ſchön
finden, denn die Eleganz ihrer Bewegungen, die Schönheit ihrer Zeich-
nung und dazu ihre Harmloſigkeit werden ihn dazu zwingen. Im Juli
Die Thiere des Aquariums.
finden ſich in den Gräben und Sümpfen die Larven der Molche, welche
am Halſe äußerlich anhängende federförmige Kiemen haben. Sie ſind aber
ſehr zart und daher ſchwer zu transportiren.
Die Molche haben mit unſern Eidechſen, welche durchaus ſtreng an
das Land gebunden ſind, nur eine oberflächliche äußere Verwandtſchaft
und „Waſſereidechſen“ iſt daher eine für ſie ganz unpaſſende Benennung.
Die Eidechſen gehören mit den Krokodilen zuſammen in eine der vier
Hauptordnungen der Lurch-Klaſſe, während die Molche zu den froſchar-
tigen Lurchen gehören. Zu dieſen gehört auch der in felſigen feuchten
Bergwaldungen häufige gefleckte Salamander, Salamandra maculata, der
eigentlich als ſtiller Beobachter auf den Gipfel des Aquarium-Felſens
gehört, von dem er nicht leicht in das Waſſer herabſteigt. Die Verehrer
und Verehrerinnen E. T. A. Hoffmanns, bei deſſen Serapionsbrüdern ſie
ſich’s gern ein Bischen „grauslich werden ließen“, werden ſich zu den
„Salamandern“ ohne Zweifel ſtark hingezogen fühlen.
Die Fiſche und Lurche haben endlich noch eine beachtenswerthe Ei-
genſchaft mit einander gemein, nämlich die meine Leſer und Leſerinnen
gewiß überraſchende Tugend, ſich zähmen zu laſſen. Das geht zwar nicht
bis zum Apportiren und Springen, aber doch ſo weit, daß ſie ihren
Freund oder ihre Freundin kennen lernen und vor ihnen bald ihre Scheu
ablegen. Wenn man dieſe Thiere zu regelmäßigen Zeiten füttert, und
dabei dicht am Aquarium mit einer Schelle oder einem angeſchlagenen
Weinglaſe immer denſelben Ton hören läßt, ſo lernen ſie bald auf dieſen
Ruf herbeikommen. Die Chineſen rufen mit dem Tam-Tam ihre Gold-
fiſche zur Fütterung ebenfalls aus allen Winkeln des Baſſins herbei.
10.
Behälter zu einem Aquarium.
Trotz des allgemeinen Beifalls, den das Süßwaſſer-Aquarium weit
und breit in Deutſchland gefunden hat, iſt man doch noch faſt überall in
Verlegenheit, die nöthigen Behälter dazu ſchnell zu bekommen, da weder
Behälter zu einem Aquarium.
die Glashütten ſich dieſem gewiß nicht uneinträglichen Fabrikationszweige
ausreichend gewidmet haben, noch auch meines Wiſſens die Kaſten-Aqua-
rien irgendwo fabrikmäßig hergeſtellt werden.
Die einfachſte und wohlfeilſte Beſchaffung eines Kelch-Aquariums
vermitteln die faſt überall leicht zu habenden ſogenannten Ballons, in
welchem die Schwefelſäure verſendet wird. Ein ſolcher diente mir auch
lange Zeit, bis es der Leipziger Glaswaaren-Handlung von Fritzſche und
Breiter gelungen war, eine Glashütte zu vermögen, die großen kelch- oder
glockenförmigen Gläſer zu blaſen, welche ſeit etwa 1½ Jahren von dem
genannten Hauſe nach allen Gegenden Deutſchlands und weit über deſ-
ſen Grenze hinaus verſendet werden.
Die Schwefelſäure-Ballons ſind zwar meiſt grün, jedoch finden ſich
nicht ganz ſelten auch ganz rein weiße darunter. Ein Glaſer kann ſie
dann leicht in der Mitte horizontal durchſchneiden oder durch Sprengen
theilen, wobei ſelbſt die obere umgekehrte Hälfte zu einem Aquarium die-
nen kann, wenn man den engen Hals feſt zuſtopft, und in eine flache
Unterlage einläßt und befeſtigt.
Je weniger und gleichmäßiger die Wand des Glaskelches gekrümmt
iſt, deſto weniger werden die Geſtalten der in demſelben unter Waſſer be-
findlichen Pflanzen und Thiere durch die Brechung des Lichtes verändert.
Ueber die Einrichtung des Kaſten-Aquariums habe ich ſelbſt noch
wenig Erfahrung, da diejenigen, welche ich geſehen habe, mich nicht be-
friedigten. Wenn erſt eine Eiſengießerei ſich dazu herbeigelaſſen haben
wird, die Geſtelle dazu zu gießen, ſo werden die Kaſten-Aquarien gewiß
bald den meiſten Beifall finden, um ſo mehr, als geſchmackvolle guß-
eiſerne Tiſche wegen ihrer Dauerhaftigkeit bald auch als die billigſten
erkannt werden dürften. Das Gerüſt eines Kaſten-Aquariums für den
Waſſerraum denke ich mir auf 6 oder 8 quadratiſche ſtarke Glastafeln
von etwa 15 par. Zoll ins Geviert berechnet, wodurch man ſchon einen
anſehnlichen Rauminhalt bekommt. Das eiſerne Sparrwerk, oben in ei-
nen Rahmen vereinigt, muß Falze und Backen zum Einſchieben und nach-
herigen Feſtkitten der Glastafeln haben. Zum Einkitten dürfte ein Brei
Behälter zu einem Aquarium.
von gutem Portland-Cement und dünnem Quark ſich am beſten eignen.
Die Tafeln müſſen ſenkrecht geſtellt werden, um den größten Bodenraum,
eine bequeme Anſicht von der Seite und einen ganz gleichmäßigen Druck
des Waſſers auf die Glastafeln zu gewinnen. Wer nicht zu ſparen
braucht, der darf nicht unterlaſſen, in dem Kelch- wie in dem Kaſten-
Aquarium einen kleinen Springbrunnen anzubringen. Der Waſſerbehäl-
ter dazu kann entweder in einer oberen Zimmerecke oder außerhalb des
Zimmers angebracht werden. Die Gutta-Percha- und Kautſchouk-
Schläuche erleichtern die Herſtellung außerordentlich, welche ich übrigens
der Erfindungsgabe des gewöhnlichen Handwerkers überlaſſen kann.
Der Boden des Kaſtens darf jedenfalls nicht das nackte Eiſen behal-
ten, ſondern das ganze Gefäß muß entweder verzinnt oder mit ſonſt ei-
nem Ueberzug verſehen werden, um die Auflöſung des Eiſens im Waſſer
zu verhüten. Am zweckmäßigſten wäre es vielleicht, den Boden des Ka-
ſtens mit einer dünnen Cementſchicht zu bedecken, nachdem die Glastafeln
eingekittet ſind, wodurch zugleich die unteren Fugen der letzteren um ſo
dichter ſchließend werden würden.
Indem ich es Jedermanns Geſchmacke überlaſſe, das gußeiſerne oder
durch Klempner- (Spengler-) Arbeit hergeſtellte Gerüſt des Kaſten-Aqua-
riums mit mehr oder weniger Eleganz auszuſtatten — wobei ich meiner-
ſeits die möglichſte Einfachheit beobachten würde, um nicht auf Neben-
dinge zu ſehr die Aufmerkſamkeit abzulenken — füge ich an dieſer Stelle
einige Bemerkungen über den Tiſch zu dem Kelch- oder Kaſten-Aquarium
hinzu.
Daß derſelbe nicht 4 ſondern 3 Füße haben müſſe, verſteht ſich von
ſelbſt, da nur ein dreifüßiger Tiſch auf jeder Ebene feſtſtehen kann. Eben
ſo ſollte er immer Rollen haben, um die bedeutende Laſt eines gefüllten
Aquarium wenigſtens an eine andere Stelle des Zimmers rücken zu
können.
Die Fläche, auf welche das Glasgefäß des Kelch-Aquariums zu ſtehen
kommt, muß eben und ohne Hervorragungen ſein, damit das doch höch-
ſtens 2—3 Linien dicke Glas nicht durch einen ungleichmäßigen Druck
Behälter zu einem Aquarium.
der Gefahr des Zerſpringens ausgeſetzt werde. Ich habe zu dem Ende mit
gutem Erfolg auf die Tiſchplatte zunächſt eine Lage von 10—12 Bogen
grauen (wollenen) Fließpapieres gelegt, worauf das Glas gleichmäßig
und weich aufruht. Eine Filzſcheibe von der Größe der Aufſtandsfläche
wäre noch beſſer.
Um das Glas auf der Tiſchplatte herumdrehen zu können, ohne den
Tiſch ſelbſt drehen zu müſſen, wäre eine geeignete Vorrichtung ſehr an-
zurathen. Ohne Zweifel würde es dem Zwecke vollkommen entſprechen,
wenn man auf die runde Tiſchplatte eine zweite von hartem Holze legt
und zwiſchen beide eine Schicht Schrotkörner brächte, welche ein Drehen
beider Platten ſehr erleichtern müßte. Ein erhöhter Rand der Tiſchplatte
verhütet das Herunterfallen des Schrotes. Die Tiſchplatte muß rings
um das Glas des Kelch-Aquariums einen etwa handbreiten freien
Raum laſſen, den man mit Moos ausfüllt.
Will man noch weiter gehen, ſo kann man einen Tuffſtein-Kranz
mit Moos- und kleinen Gewächſen, namentlich Selaginellen, bepflanzt um
des Glaſes untern Rand anbringen. Dann muß man auf die Dreh-
ſcheibe der eben beſchriebenen Art einen flachen Kaſten aus Zinkblech mit
dem auf Filz oder einer Papierſchicht ruhenden Glaſe ſtellen, um durch
etwa ½ Zoll hoch hineingegoſſenes Waſſer dieſe Steine feucht zu halten,
damit die Pflänzchen darauf gedeihen können. Den Rand des Zinkkaſtens
muß man dann bis zum Rande der Tiſchplatte immer noch mit Moos
verſtecken.
Doch dies fällt bereits in das Gebiet der verſchönernden Zugaben,
die ich eigentlich unberückſichtigt laſſen wollte. Geld und Phantaſie kön-
neu ſich hier noch weit ergehen.
Die bis jetzt am meiſten angewendeten Tiſche von Korbgeflecht müſ-
ſen für die Laſt des Glaſes ſchon eine große Haltbarkeit beſitzen und ei-
gens auf ein Gewicht von wenigſtens 1 Centuer berechnet ſein. — Man
hüte ſich, aus Ungeduld einen gewöhnlichen Blumentiſch zu nehmen.
Die Füllung des Kelch- und des Kaſten-Aquariums
11.
Die füllung des Kelch- und des Kaſten-
Aquariums und die dazu
erforderlichen Dinge.
Hat man dem leeren und daher noch leicht zu bewegenden Aquarium
den beſten Platz gegeben, ſo bringt man auf den Boden des Glaſes oder
Kaſtens eine etwa handhohe Schicht von naſſem Flußſand, dem ein wenig
Moorerde beigemengt iſt. Der Sand muß frei von Steinen ſein, damit
nicht etwa durch einen ſolchen der Boden des Glaſes zerdrückt werde,
wenn der ſchwere Tuff-Felſen darauf zu ſtehen kommt.
Die Tuffſteine müſſen vor der Füllung des Aquariums ein paar
Tage abgewäſſert und mit einem Reisbeſen tüchtig von allen davon lös-
lichen Stückchen und von Kalkſtaub befreit ſein, damit nicht dadurch
das Waſſer verunreinigt werde und nichts von dem anhaftenden Kalk-
Staub ſich im Waſſer auflöſe, wodurch dieſes für einige Zeit milchig und
für die Thiere ſchädlich wird.
Aus paſſend geformten Tuffſtücken baut man nun mittelſt Cement
einen kleinen Felſen, wenn man nicht einen ſolchen aus Einem Stück be-
kommen kann, was ſelten der Fall ſein wird. Es ſieht gut aus, wenn
man dem Felſen drei Füße giebt, damit er eine Höhlendurchſicht bildet.
Die Zurichtung der einzelnen Steine zu einem paſſenden Ganzen muß
zunächſt außerhalb des Gefäßes geſchehen, und wenn man ſie paſſend
hergerichtet hat, ſo ſteckt man zunächſt diejenigen 2 oder 3, welche die
Füße des Felſens bilden ſollen, in den Sand. Hat man ſie in der Lage,
daß alsdann der oberſte Stein als eigentlicher Felſenkörper paſſend und
ſicher darauf liegt, ſo kittet man ihn mit Cementbrei darauf, der bald ſtarr
und nachher, wenn das Waſſer hineingegoſſen iſt, nach und nach ſtein-
hart wird.
Um beſſeren Spielraum dabei zu haben, pflanzt man noch bevor
man den oberen Hauptſtein aufkittet, die Pflanzen in den Sand, bei de-
ren Anordnung man auf einen möglichſt freien Tummelplatz für die
und die dazu erforderlichen Dinge.
Thiere Bedacht nimmt. Die hochwachſenden Pflanzen bringe man in eine
Gruppe zuſammen an eine Seite. Fünf Arten in je einem Exemplare
reichen zu dieſer Seitengruppe aus; etwa: Pfeilkraut, Froſchlöffel, eine
hohe Segge, die Waſſerminze und die Waldſimſe oder der Roßkümmel
(ſiehe die Figuren 1. 2. 3. 8. 20. 17.).
An der Grenze dieſer Gruppe laſſen ſich einige Pflänzchen des Waſ-
ſerſterns (Fig. 7.) oder des Waſſerranunkels (Fig. 15.) anbringen, die
man mit ihren feinen Wurzeln ziemlich tief in den Sand einbettet.
Nun bringt man mit einem nicht zu engen Kautſchouk-Schlauche ſo
hoch Waſſer ein, daß die Grundpfeiler des zu ſchaffenden Felſenthores
noch etwas darüber hinausragen. Man läßt es an einer paſſenden Stelle
gegen einen der Tuffſteine ſich ausgießen, an dem es dann ohne den Sand
aufzuwühlen, ſanft herabläuft. Man wird nöthig haben, die eingepflanz-
ten Gewächſe vorläufig durch einige beigeſteckte Stäbchen zu ſtützen, weil
ſie ſich erſt ſpäter bei vollem Waſſer allein aufrecht halten.
Nun kittet man den Hauptſtein auf die unteren Steine auf, wenn
dies nicht durch beſonders feſte Lage der letzteren im Sandgrunde und
durch ſicheres Aufliegen des Hauptſteines überflüſſig wird. Nach dem
Aufkitten muß man etwa einen halben Tag lang den Cementkitt etwas
erhärten laſſen, ehe man das Waſſer vollends einfüllt.
Nachdem dies geſchehen iſt, oder auch vorher, beſtreut man die geeb-
nete Oberfläche des Sandes mit kleinen reingewaſchenen Bachkieſeln oder
anderen paſſenden Steinchen. Sie geben dem Boden nicht nur ein reinli-
ches, freundliches Ausſehen, ſondern verhindern auch das Aufwühlen des
Sandes durch die Wetterfiſche.
In dem Hauptſteine, wie ich den die Spitze des Felſens bildenden
Stein weiter nennen will, muß vorher ein an Umfang einem mäßigen
Blumentopf gleichkommendes Loch ausgemeißelt worden ſein, um mit
ſandiger Haideerde, unter die man etwas zerbröckelte Holzkohle miſcht,
einen Farrenkrautſtock oder ſonſt ein paſſendes Gewächs hinein zu pflan-
zen. Man kann durch Feſtkitten kleiner Tuffſteine dieſes Loch nach Belie-
ben vertiefen und auf dieſelbe Weiſe der Oberfläche des Steines die paſ-
Die Füllung des Kelch- und des Kaſten-Aquariums
ſende Geſtalt geben, um für einzelne kleine Sumpfpflanzen kleine Wurzel-
räume zu gewinnen. Die ſtörenden grauen Kittnähte des Cementes kann
man leicht durch aufgeſtreutes und angedrücktes grobes Tuffſteinpulver
verdecken oder vor dem gänzlichen Erhärten mit einer dem Tuff nachge-
bildeten Farbe beſtreichen.
Hier muß ich einſchalten, daß es unter allen Verhältniſſen vorzuzie-
hen iſt (wenn man anders mit Vollendung der Füllung nicht eilen muß
oder will), den Felſen vorher ganz vollſtändig fertig zu machen und ihn
dann nach Einpflanzung der hohen Gewächſe in den Sand des Bodens,
fix und fertig in das handhoch mit Waſſer gefüllte Glas oder in den
Kaſten hinein zu heben. Man muß dann freilich mindeſtens acht Tage
lang den zuſammengekitteten Felſen in einem Fäßchen mit Waſſer ſtehen
gelaſſen haben, damit die Cementverbindung hinlänglich feſt geworden
iſt. Aber auch dann wird das Einſetzen mit großer Vorſicht zu bewerkſtel-
ligen ſein, damit nicht etwa der Felſen im Hineinheben zerfällt und das
Glas oder die Scheiben zerknickt. *)
Steht nun der Felſen feſt gegründet im Glaſe oder im Kaſten und
iſt er bepflanzt, ſo füllt man das Waſſer in der beſchriebenen Weiſe vol-
lends ein, etwa bis 3 Zoll unter den Rand des Gefäßes.
Bevor man alle Fiſche und Lurche hineinthut, iſt es anzurathen,
einen oder einige vorher einen Tag lang die Probe machen zu laſſen, ob
etwa ſo viel Kalk ſich aufgelöſt hat, daß höhere Thiere in dem Waſſer
nicht leben können. Dies giebt ſich durch einen milchigen Schein des
Waſſers zu erkennen. Hielten die Thiere die Probe aus, dann laſſe man
die übrigen folgen.
Was das Waſſer zu dem Aquarium betrifft, ſo habe ich, wie ich
ſchon S. 8. bemerkt habe, bisher zu dem meinigen ſtets nur Brunnen-
waſſer genommen und finde mich auch durch das freudige Gedeihen der
Thiere und Pflanzen in demſelben nicht veranlaßt, es mit Flußwaſſer zu
*) In großen Städten wird ſich bald ein Induſtriöſer finden, der fertige Aqua-
rien-Felſen zum Verkauf vorräthig hält; wie ich bereits in Altenburg einen ſehr ge-
ſchickten Felſenerbauer getroffen habe, der immer Beſchäftigung hat.
und die dazu erforderlichen Dinge.
verſuchen. Ob einige mit Flußwaſſer gefüllte Aquarien, welche verdar-
ben, eben des Flußwaſſers wegen verdorben ſeien, läßt ſich zur Zeit noch
nicht entſcheiden. Eben ſo iſt es möglich, daß ſich manches Quell- oder
Brunnenwaſſer ſchlechter bewährt, als Bach- oder Flußwaſſer. Hier wird
man eben erſt nach der Beſchaffenheit des zu Gebote ſtehenden Waſſers
eine Probezeit zu beſtehen haben.
Bei der Füllung der Aquarien können kaum erhebliche Fehler be-
gangen werden, durch welche ein nachheriges Verderben des Waſſers und
daraus folgendes Abſterben der Thiere und Pflanzen veranlaßt werden
könnte. Die öfteren Klagen darüber, welche gegen mich laut geworden
ſind, haben ihren letzten Grund wahrſcheinlich mehr in der nachherigen
Behandlung und Pflege.
Das Einpflanzen der höheren Waſſergewächſe in den ſandigen Bo-
den des Aquariums darf nicht zu ſeicht gemacht werden, weil ſie ſonſt
nachher, wenn man das volle Waſſer eingefüllt hat, leicht emporgehoben
werden, da ſie leichter als das Waſſer ſind.
Am beſten thut man bei dem Einpflanzen, wenn man vorher etwa
2 Zoll von der Sandſchicht wegnimmt, dann die Pflanzenwurzeln auf
die Oberfläche des bleibenden Sandes aufſtellt, oder wenn es tiefergehende
ſind, in Löcher einläßt, und dann den herausgenommenen Sand als
einen dicken, mit Waſſer angemachten Brei wieder darauf gießt, wodurch
ſie gleichmäßig bedeckt und feſt werden.
Wie weit ich das freudige Gedeihen meines Aquariums dem Um-
ſtande zuſchreiben darf, daß ich zu unterſt etwa 1 Zoll hoch Moorerde
habe, wage ich dem Umſtande gegenüber, daß Andere auch von reinem
Flußſande die beſten Reſultate haben, nicht zu entſcheiden. Mindeſtens
muß ich anerkennen, daß ſich in dem reinen Sande nach kurzer Zeit ein
Gehalt an verweslichen, den Pflanzen als Dünger dienenden Stoffen
von ſelbſt anſammelt.
Roßmäßler, Aquarium. 6
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
12.
Pflege des Aquariums
und Fütterung der Thiere.
In dem Bereiche dieſes Kapitels liegen ohne Zweifel die Gründe zu
den Klagen über das Verderben der Aquarien. Um ſie verſtummen zu
machen, werde ich wahrſcheinlich weniger zu rathen brauchen, was man
zu thun, als vielmehr, was man zu unterlaſſen hat.
Im Sommer, wenn die Sonne hoch ſteht, darf man das Aquarium
ſelbſt an einem dem Sonnenſchein ausgeſetzten Fenſter haben, nur darf
nicht die ganze Nachmittagsſonne darauf liegen und muß nöthigenfalls
ein Rouleau vorgelaſſen werden können. Je mehr man dem Aquarium
Licht und Luft geben kann, ohne zu große Erwärmung, deſto beſſer.
Im Winter darf das Aquarium nicht zu nahe am Ofen und in kei-
nem zu ſtark geheizten Zimmer ſtehen.
Steigt die Wärme des Waſſers einige Grad über 17° R., ſo er-
neuere ich wenigſtens ein Drittel deſſelben durch friſches Brunnenwaſſer,
indem ich vorher eben ſo viel durch einen Kautſchoukſchlauch heraushebe.
Dabei hat man das einſaugende Ende deſſelben zu beobachten, damit kein
Fiſchchen von dem Zuge des Schlauches ergriffen werde. Man muß da-
her in die Nähe des Schlauches kommende Fiſche durch Bewegen deſſel-
ben verſcheuchen. Dies Herausheben von Waſſer kann man zugleich zur
Reinigung deſſelben von dem am Boden ſich anſammelnden Unreinigkei-
ten benutzen, indem man mit dem einſaugenden Ende des Schlauches am
Boden hinfährt, wodurch jene von dem Zuge des Waſſers ergriffen und
durch den Schlauch weggeführt werden.
In einem geſunden Aquarium muß das Waſſer klar und farblos
ſein, obgleich ein leichter gelblicher Schein nicht nothwendig auf eine Ver-
derbniß deſſelben ſchließen zu laſſen ſcheint. Um die Beſchaffenheit des
Waſſers genau beurtheilen zu können, ſchöpft man ein helles Glas davon
voll und vergleicht es mit einem Glaſe reinen Waſſers von derſelben Art,
womit das Aquarium gefüllt wurde.
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
Der Geruch des Waſſers iſt weniger geeignet, zum Einſchreiten
gegen beginnende Verderbniß aufzufordern, denn dieſe iſt bereits vollſtän-
dig erfolgt, wenn das Waſſer einen merkbaren übeln Geruch hat. Dann
iſt es, wenn die Thiere noch lebendig ſein ſollten, nicht genug, das Waſſer
vollſtändig zu erneuern, ſondern man muß, nachdem das verdorbene
Waſſer vollſtändig abgelaſſen iſt, das Aquarium mit friſchem etwa bis
über die Hälfte füllen, dieſes dann mit der Hand darin herumrühren, um
die anhaftenden fauligen Stoffe abzuſpülen, dieſes Waſſer dann wieder
entfernen und dann erſt friſches Waſſer einfüllen. Dann wird es gut
ſein, nach einigen Tagen das Waſſer noch einmal zu wechſeln.
Für gewöhnlich, d. h. wenn das Aquarium geſund iſt, hat man das
Waſſer gar nicht zu erneuern, ſondern nur den Verdunſtungsverluſt
durch Nachfüllen zu erſetzen. Wer jedoch eine kleine Mühe nicht ſcheut,
die aber der Heberſchlauch kaum als eine Mühe erſcheinen läßt, der thut
jedenfalls gut, etwa alle Monate das Waſſer einmal zu erneuen. Ich
habe es jetzt ſeit fünf Monaten nicht gethan.
An der inneren Seite des Glaſes ſetzt ſich von Zeit zu Zeit nicht nur
ein leichter, flockiger Anflug an, ſondern auf der Lichtſeite entwickeln ſich
auch jene feſtanſitzenden, ſchön grün gefärbten kleinen Algengruppen. Ich
wiſche und bürſte ſie ab mit einer ſcharfen, ſehr kurz geſchorenen ſoge-
nannten Uhrmacherbürſte, die ich an einem etwa ¾ Elle langen Stabe
befeſtigt habe. Für die Algen muß man mit der Bürſte, nicht horizontal,
ſondern ſenkrecht auf- und abwärts fahrend, ſtark aufdrücken.
Die Fäulniß von ein paar meiner Aufmerkſamkeit entgangenen
abgeſtandenen Fiſchchen oder Schnecken hat ſich mir in meinem Aquarium
noch nicht nachtheilig gezeigt, indem namentlich erſtere von den Schnecken
bald verzehrt werden. Es geſtaltet ſich natürlich hiermit in einem vorſich-
tig gepflegten Aquarium wie in einem Teiche, in welchem auch Niemand
die faulenden Thierleichname beſeitigt und doch Tauſende verſchiedener
Thiere und Pflanzen gedeihen. Die in dem 4. Abſchnitte gegebenen An-
deutungen machen dies Alles erklärlich und natürlich, und es kommt Alles
darauf an, im Aquarium, in dieſer Nachahmung eines Teiches im Kleinen,
6*
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
nichts zu thun, was jenes ſich ſelbſt erhaltende Gleichgewicht ſtören könnte.
Das außerordentlich üppige Gedeihen des Hornblattes (Fig. 4. S.
14.) in meinem Aquarium veranlaßt mich geradehin zu dem Ausſpruche,
daß es vielleicht der weſentlichſte Regulator des gedeihlichen Zuſtandes des
Waſſers iſt, und daß es in keinem Aquarium fehlen dürfe. Es iſt zum
Glück ein ſehr verbreitetes Gewächs. Seit 5 Monaten hat ſich in meinem
Aquarium eine einzige ſchwache Ranke des Hornblattes ſo entwickelt, daß
es die eine Seite deſſelben mit einem undurchdringlichen Gewirr von
prächtig grünem Gezweig erfüllt hat, in welchem die Schnecken ihren
Wohnſitz aufgeſchlagen haben.
Sieht man nach längerer Zeit, namentlich gegen Ende des Sommers,
keine neuen Sproſſe aus den Wurzelſtöcken der im Sande wurzelnden
Pflanzen emporſchießen, ſo iſt das kein gutes Zeichen. Man muß dann
zuſehen, ob die Wurzelſtöcke abgefault ſind, in welchem Falle ſich die
Pflanzen leicht herausziehen laſſen. Damit iſt eine Erneuerung des gan-
zen Aquariums erforderlich. Es iſt mir dies aufangs einmal widerfahren,
vielleicht weil ich nur ganz reinen Flußſand angewendet hatte.
Der Hauptfehler, den man zu begehen pflegt, liegt darin, daß man
zu viel und unzweckmäßig füttert, wahrſcheinlich weil man die Freude
haben will, die Fiſchlein nach den Brodkrumen ſchnappen zu ſehen. Ich
füttere weder Brod noch Semmel, denn das davon im Waſſer übrig blei-
bende verwandelt ſich in einen ſauren Brei, der jedenfalls für die Thiere
das Waſſer verſchlechtert. Was man Alles füttern dürfe, kann ich nicht
angeben, weil ich bei dem geblieben bin, was ich als zweckmäßig erkannt
habe. Das ſind getrocknete Ameiſenpuppen, gewöhnlich Ameiſeneier ge-
nannt, und in etwa zolllange Stücke geſchnittene Regenwürmer. Man
kaufe möglichſt hell ausſehende Ameiſenpuppen, denn in den dunkeln
iſt die Ameiſe bereits ausgebildet und deren harte Bedeckung macht ſie
den Fiſchen unverdaulich. Wenn man keine Regenwürmer mehr haben
kann, ſo füttere man dann und wann, in kleinen Portionen, ge-
hackte Abgänge von Fleiſch, woran es natürlich niemals fehlen kann.
Auch die kleinſten Fiſchen nagen daran und ſaugen die Regenwurm-
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
ſtücke aus. Dann und wann kann man für dieſe auch etwas zerriebene weiße
Oblate füttern. Die Molche werden ſich bald als grauſame Raubthiere zei-
gen, indem ſie namentlich im erſten Frühjahr unter den kleinen Froſchlarven
ſchnell aufräumen. Sie verſchlingen auch kleine Fiſche, ja ſie verſchlingen
einander ſelbſt. Poſſirlich ſind ihre Kämpfe um Regenwürmer, wobei es
zuweilen vorkommt, daß zwei Molche gleichzeitig an den beiden Enden
eines Regenwurmes anpacken und indem ſie beide denſelben hinterſchlin-
gen zuletzt in der Mitte zuſammenkommen und nicht eher ruhen, als bis
der eine dem andern ſein Theil wieder aus dem Schlunde geriſſen hat.
Iſt einmal das Aquarium in einem gedeihlichen Zuſtande, ſo künſtle
man nicht viel daran herum, ſondern überlaſſe es ſeiner ruhigen Entwick-
lung. Man habe Geduld!
Wenn man das Aquarium an ein Fenſter ſetzen kann, ſo thue man
dies ſo nahe als möglich, und zwar ſo, daß man den einen Flügel deſ-
ſelben öffnen kann. Den andern vergeſſe man nicht vor einem zufälligen
Auffliegen durch einen Windſtoß zu ſichern, damit man nicht eines Tages
eine kleine Sündfluth und Trümmer und Leichen im Zimmer habe.
Ich ſchließe dieſes Kapitel, welches vielleicht manchen meiner Leſer
und Leſerinnen zu kurz vorkommen wird, mit der alten Wahrheit: „Pro-
biren geht über Studiren“.
13.
Die Jagd.
Ich darf wohl vorausſetzen, daß Manchem, der ſich ein Aquarium
einrichten will, daſſelbe um ſo lieber ſein wird, wenn er ſelbſt der Schöpfer
deſſelben iſt und auch die Thiere ſelbſt gefangen hat.
Zu der Jagd bedarf es einer nicht zu kleinen Botaniſir-Büchſe und
eines Netzes. Letzteres iſt bereits beſchrieben (S. 67.) und auch die
Anwendung deſſelben. Findet man einen Sumpf, deſſen Boden mit einer
dicken Schicht von verweſenden Blättern und andern Pflanzenreſten be-
deckt iſt, ſo iſt dieſe namentlich im Frühjahr und Spätherbſt gewöhnlich
Die Jagd.
der Sitz für mancherlei Waſſerthiere, namentlich Schnecken und kleine
Muſcheln. Man nehme einen Klumpen dieſes Schlammes in der Bota-
niſirbüchſe mit nach Hauſe und thue ihn dort in eine weiße Schüſſel voll
Waſſer. Nach kurzer Zeit wird ſich die ganze Bevölkerung in dem nach
und nach ſich abklärenden Waſſer verſammeln und großentheils an den
Wänden der Schüſſel anſetzen, ſo daß man ſie leicht fangen kann. Man
hüte ſich vor den Stichen der Waſſerwanze (Fig. 45. 4.).
Alle dieſe Thiere, mit alleiniger Ausnahme der Fiſche, trage man
nicht in Waſſer, ſondern in der Botaniſirbüchſe nach Hauſe, in welche
ſo viel Waſſer unwillkürlich mit hineinkommt, als die Thiere bis zur Ver-
ſetzung in das Aquarium bedürfen. Das Waſſer wird in einem verſchloſ-
ſenen Gefäß ſehr ſchnell für die Thiere unathembar, namentlich bei war-
mer Witterung. Man wähle deshalb, und namentlich, wenn man auch
Fiſche mitnehmen will, einen kühlen Tag ohne Sonnenſchein.
Waſſerſchnecken und Muſcheln laſſen ſich zwiſchen Waſſerpflanzen
(namentlich Ceratophyllum, Myriophyllum, Callitriche, Potamo-
geton) ohne weiteres als das anhaftende Waſſer leicht mehrere Tagereiſen
weit transportiren, wenn man damit eine Botaniſirbüchſe ganz voll packt.
Wenn man einmal den einheimiſchen Gewäſſern die Aufmerkſamkeit
zugewendet hat, ſo wird man ſtaunen über den Reichthum an Thierfor-
men, die hier im Verborgenen leben.
14.
Das Baſſin-Aquarium.
Für vom Glück Bevorzugte füge ich noch einige Worte über das
Baſſin-Aquarium hinzu. — Den Gewächshäuſern darf, wenn ſie na-
mentlich im Winter dem Beſitzer einen Erſatz für die erſtorbene Natur
bieten ſollen, ein Baſſin-Aquarium fortan nicht mehr fehlen.
Nicht zu fern vom Lichte laſſe man in dem ganz oder wenigſtens um
das Baſſin herum mit Steinplatten belegten Fußboden des kalten Hau-
ſes ein in dem Umfange nach den Verhältniſſen bemeſſenes flach vertieftes
Das Baſſin-Aquarium.
Baſſin mit Letten waſſerdicht ausſchlagen. Die Lettenſchicht muß ſorgfäl-
tig bis an den oberſten Rand geführt ſein, um das ſeitliche Weiterdringen
des Waſſers in den Fußboden zu verhindern. Der Rand des Baſſins
wird dann mit einem Kranze von großen Tuffſtücken umgeben, den man
an einer Seite, die dem Lichte zugekehrt iſt, vielleicht bis auf 1 Elle zu
einem kleinen Felſenabhang erhöht, um Gewächſe, namentlich Farren,
darauf zu pflanzen. Im Mittelpunkte des Baſſins wird ein kleiner Fel-
ſen angebracht, um das Rohr eines kleinen Springbrunnens zu verber-
gen, welcher einem Baſſin-Aquarium wo möglich nicht fehlen darf, und
deſſen Anlegung hier nicht beſchrieben zu werden braucht, da man dabei
natürlich von den ſich darbietenden Umſtänden abhängig und eine aus-
führende Hand ſicher überall leicht zu finden iſt.
Nachdem man ſich von der Waſſerhaltigkeit der Lettenſohle überzeugt
hat (in welcher das Abzugsrohr anzubringen iſt), bringt man eine etwa
8 Zoll hohe Schicht von Flußſand mit ein wenig Moorerde vermiſcht
darüber, die als Pflanzenboden zu dienen hat. Bei dem Aufbau des Tuff-
ſteinrandes hat man auf kleine leere Räume zwiſchen den Steinen Be-
dacht zu nehmen, in welche man ſtark mit Sand gemiſchte Haideerde zum
Einpflanzen der geeigneten Gewächſe füllt. Die Steine dieſer Einfaſſung,
wenigſtens die innerſten und unterſten, müſſen mit ihrem Fuße in das
Waſſer eintauchen, um ſich immer feucht zu erhalten, damit die in ihren
Fugen ſtehenden Pflanzen die nöthige Feuchtigkeit haben.
Den beſten Platz findet das Baſſin-Aquarium in der Ecke des Ge-
wächshauſes, deren eine Wand Mauer iſt, gegen welche mit Belaſſung
eines ſchmalen Raumes zum Gehen um das ganze Baſſin, der Tuffſtein-
rand am höchſten geführt wird.
In Kapitel 8. (S. 42.) ſind die Pflanzen aufgezählt und zum Theil
abgebildet, welche am Rande des Baſſin-Aquariums, namentlich an der
eben erwähnten höheren Aufmauerung deſſelben, im Sandgrunde einzu-
pflanzen ſind.
Viele Thiere würden das Baſſin-Aquarium verlaſſen und es können
daher eigentlich nur Fiſche und Muſcheln darin aufgenommen werden.
Das Baſſin-Aquarium.
Unſer Titelbild zeigt endlich noch das freie Baſſin-Aquarium im
Garten, über deſſen Einrichtung um ſo weniger etwas geſagt zu werden
braucht, als derjenige, welcher in der Lage iſt, ſich eins einrichten zu laſ-
ſen, leicht die hülfreichen Hände dazu finden wird. Daß hier ein Spring-
brunnen am wenigſten fehlen dürfe, iſt natürlich, obgleich er nicht eben
eine Nothwendigkeit iſt. Aber nothwendig iſt es, daß der Waſſerſpiegel
des freien Baſſin-Aquariums durch eine Hecke oder ein Rebengelände ge-
gen die Mittags- und Nachmittagsſonne geſchützt iſt, und daß das Waſſer-
Reſervoir für den Springbrunnen, wenn man keinen natürlichen Zufluß
hat, möglichſt kühl liege. Es wird jedenfalls ſehr gut ſein, in demſelben
das Waſſer auf einer etwa einen halben Fuß hohen Schicht von Fluß-
ſand ſtehen zu haben, welcher zur Läuterung des Waſſers beiträgt.
Das Baſſin richte man auf dieſelbe Weiſe her, wie das im Gewächs-
hauſe, weil die an einigen Orten gemachte Erfahrung gegen die von be-
hauenen und mit Cement verbundenen Steinen aufgeführten zu ſprechen
ſcheint.
Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.